Rezension

Überzeugend realistische Dystopie

Glashaus - Christian Gailus

Glashaus
von Christian Gailus

Bewertet mit 5 Sternen

Christian Gailus' verschriftlichtes Hörbuch "Glashaus: Jeder hat etwas zu verbergen" ist eine immens spannende Dystopie, die mich in Hinblick auf die Zukunft nachdenklich gestimmt hat.

Inhaltlich geht es um Cyberkriminalität in seiner radikalsten Ausprägung: Cyberterrorismus. 

Ein Hacker besitzt die Fähigkeit, eine ganze Stadt, in Bezug auf die Handlung Berlin, lahm zu legen. Der ominöse Hacker Goodspeed verwischt seine Spuren gut. Nur Kenner des Darknets, also IT-Nerds, können ihm auf die Schliche kommen. Die Ermittlungserfolge der extra ins Leben gerufenen Sondereinheit "Glashaus", bestehend aus IT-Profis, Staatsanwältin und traumatisierten Afghanistan-Veteran, sind anfangs spärlich. Erste Attentate, u. a. auf die Bundeskanzlerin, können nicht verhindert werden...

Gailus' Zukunftsszenario ist düster. Jeder spioniert jeden aus und über allem schwebt die menschliche Ohnmacht gegenüber der Gefahr aus dem Netz. Die Grenze zwischen Freund und Fein ist dabei fließend oder etwa doch nicht? Vor allem die Tatsache, dass eine Großstadt wie Berlin innerhalb weniger Tage, gar Stunden handlungsunfähig gemacht werden kann, hat mich schockiert. So schön und entlastend der digitale Fortschritt auch sein mag, so unberechenbar gefährlich können die Folgen eines Missbrauchs sein.

Der Autor hat mit "Glashaus" eine temporeiche, höchst spannende Geschichte geschaffen, die fesselt und teilweise auch abschreckt. Ständig wechselnde Erzählperspektiven und Schauplätze machen die Lektüre lebendig. Zudem geht das Schicksal einzelner Protagonisten, allen voran das von Mark West, an die Nieren. Letzterem wurde ein Chip ins Hirn eingepflanzt, wodurch sein Denken und Handeln manipulierbar ist. Die in den Fließtext eingebauten Internetchats verleihen dem Ganzen noch eine verblüffend authentische Note.

FAZIT
Ein in sich stimmiger Thriller mit Suchtpotenzial, der dem Leser unruhige Lesestunden beschert.