Rezension

Und am Ende ist Fleisch und Dreck doch alles wieder eins

Ein feiner dunkler Riss - Joe R. Lansdale

Ein feiner dunkler Riss
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 4 Sternen

Texas, 1958: Als der 13jährige Stanley ein vergrabenes Kästchen entdeckt, ist ihm noch nicht bewusst, dass damit der unbeschwerten Kindheit ein jähes Ende gesetzt wird. Die Büchse der Pandora führt zu einem seit 20 Jahren ungelösten Mordfall.

Das klingt alles nach einem wunderbar vielversprechenden Krimiplot, doch dieses Buch bietet viel mehr als das. Es ist eine gemächlich, aber wunderschön beschriebene Coming of Age Story. Es ist ein leises, brutal realistisches Porträt der Gesellschaft. Viele Alltagsszenen sind schwer zu ertragen. Zugleich wird man aber auch von der Leichtigkeit der Jugend erfasst. Das stärkste an dieser Geschichte sind die Figuren. Landsdale schreibt jenseits von Schwarz/Weißmalerei. Seine Figuren sind so echt, dass es fast schon wehtut. Ein treffendes, schmerzhaftes aber auch hoffnungsvolles Lehrstück, wie wir zu denen werden, die wir sind. Die bittere Süße des Lebens hält jede Menge Fragen bereit, auf die allerwenigsten gibt es befriedigende Antworten.

Hier wird es auf den Punkt gebracht, Wort für Wort, Satz für Satz. Wer einen Krimi sucht, ist hier evtl. nicht ganz richtig. Alle anderen werden mit bitterrsüßen Lesetunden belohnt.