Rezension

Ungewöhnlich und überraschend, trotz kleiner Schwächen eine tolle Geschichte

Ein bisschen wie Unendlichkeit - Harriet Reuter Hapgood

Ein bisschen wie Unendlichkeit
von Harriet Reuter Hapgood

Bewertet mit 4 Sternen

Als die Ferien anfangen, möchte Gottie eigentlich nur unter dem Apfelbaum liegen, in die Sterne schauen und über das Universum nachdenken. Sie kennt jede Theorie zu Raum und Zeit und kann alles mit einer Formel erklären. Außer, warum ihr bester Freund Thomas, der vor einigen Jahren weggezogen war, plötzlich wieder auftaucht. Warum niemand ihre Verzweiflung über den Tod ihres Großvaters Grey versteht. Und warum sie in Flashbacks ganze Szenen ihres Lebens erneut durchlebt. Verliert sie den Verstand oder wird sie wirklich in die Vergangenheit versetzt? Und wie kann sie in der Gegenwart bleiben – bei Thomas, dessen Küsse ihr Universum verändern?

„Ein bisschen wie Unendlichkeit"  ist  das erste Jugendbuch der Autorin Harriet Reuter Hapgood und zugleich ihr Debüt. Geschrieben ist es in der Ich-Erzählperspektive  der 17-jährigen Protagonistin Gottie. Durch die Erzählperspektive  kann man sich diese als Charaktere gut vorstellen, ebenso vermittelt es auch gut ihre Gefühle. Ein junges Mädchen, deren Gedanken und Zeitsprünge nachvollziehbar geschildert sind. So wie die Charaktere gut ausgearbeitet sind, ist es auch bei den Nebenpersonen.
Das Cover ist ein Eyecatcher und mit eines der schönsten, die ich gesehen habe. Auf den ersten Blick schlicht und einfach, doch da ist viel mehr zu sehen. Die Unendlichkeit des Weltraums, Wirbelströme, Wurmlöcher … Es mag zwar schlicht und einfach erscheinen, doch das Bild sagt so viel aus. Die Schrift ist ein bißchen verschnörkelt und wirkt verträumt. Wie unsere Hauptcharaktere, Dottie, eine Tagträumerin.
Mit ihrem Schreibstil, der angepassten Sprache für die jungen Leser spricht die Autorin ihre Leserschaft an und begeistert für das Buch. Die Autorin hat die Fähigkeit, sich in die junge Generation einzufühlen und authentisch zu beschreiben. Alles hat irgendwie mit Physik zu tun, Pi-Zahlen u.a. Da verändert sich mancher Blick auf die Dinge. Auch wenn der Blick in diese mathematische Welt scheinbar verwirrend und doch erkennbar, war es anfangs etwas schwierig, sich in die Geschichte einzufinden. Doch das gibt sich - ganz schnell! Keine großartigen Ausschweifungen im Text, die zu Langeweile oder Desinteresse führen könnten.
Die Romanze um Dottie und Thomas ist ein Bestandteil der Geschichte, aber da ist auch noch Grey, der vor einem Jahr verstorbene Großvater von Dottie. Ebenso wie seine Tagebücher - alles sehr präsent.
Von der Handlung her eine interessante Story, mit ernsten Passagen. Es dreht sich nicht alles nur um Physik.  Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Es passt, wie man so sagt.
Handlungsdauer:  Es beginnt an einem Samstag, dem 3. Juli und endet am 22. August. Aber eigentlich auch nicht, denn die Geschichte hat ihren Anfang fünf Jahre zuvor. Es ist eine Geschichte, die u.a. den Wert von Freundschaft zeigt. Dazu tragen nicht nur die Charaktere bei, das Buch zu mögen.
Eine Geschichte hat immer einen Anfang. Oder ist das Ende ein neuer Anfang?
Für mich ist "Ein bisschen wie Unendlichkeit" ein Buch, dass ich sicherlich noch einmal lesen werde. Allgemein gesehen ist das Buch erfrischend gut, nicht neu und doch so ganz anders. Mit ein Umstand auf der Suche nach Wörtern für eine Rezension hatte ich eine Wortfindungsblockade.
Alles in allem konnte mich Harriet Reuter Hapgood vor allem durch ihre wundervolle Idee überzeugen.
Das Buch ist nicht nur für jugendliche Leser, sondern auch für jung gebliebene Erwachsene, die diesem Genre offen gegenüber stehen, geeignet.