Rezension

Unterhaltsam, aber leider nicht perfekt!

Blick in die Angst - Chevy Stevens

Blick in die Angst
von Chevy Stevens

Für gewöhnlich hilft Dr. Nadine Lavoie den Patienten auf ihrer Station im Krankenhaus. Als Psychiaterin hat sie schon viele Einblicke in die menschliche Psyche erhalten, doch der neuste Fall rüttelt sie zum ersten Mal richtig auf.

Wie aus einem Dämmerschlaf erwacht sprudeln plötzlich Kindheitserinnerungen auf Nadine ein, die sie bis jetzt verdrängt hatte. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Robbie hat sie während ihrer Jugend einige Monate in einer Kommune gelebt, doch diese Zeit vollkommen vergessen. Jetzt erlebt sie alle Details neu und muss lernen mit dem Wissen zurecht zu kommen. Außerdem ist sie auf der Suche nach ihrer obdachlosen und drogensüchtigen Tochter, zu der sie seit Jahren kaum Kontakt hat. Welches Schicksal verbindet diese beiden Frauen miteinander und was hat Nadine in der Kommune wirklich erlebt?

Das Buch startet sehr langsam und einfühlsam in die emotionale Achterbahn-Fahrt der Hauptprotagonistin. Nadine ist eine interessante und starke Persönlichkeit, die in ihrem Leben schon viel hat erleiden und miterleben müssen. Den Mann durch Krebs verloren, die Tochter verschwunden und nur schlechte Erinnerungen an ihre Eltern. Als Ärztin holt sie sich die nötige Aufmerksamkeit und zeigt, was in ihr steckt. Doch als sie an den Fall einer neuen Patientin herangeführt wird, muss sie feststellen, dass sie doch nicht alles fest im Griff hat.

Aus Sicht von Nadine erlebt der Leser das Gefühlschaos, die neu aufgeflammten Erinnerungen und die drohende Gefahr, die immer im Hintergrund schwebt. Die Kommune wird zu einem Dreh- und Angelpunkt für die Handlung und bietet genügend Raum für eigene Spekulationen. Die mögliche Bedrohung, die von dort ausgeht, erzeugt Spannung und beklemmendes Gefühl.

Fazit: Wer einen packenden und rasanten Thriller erwartet, wird von diesem Buch sicherlich enttäuscht sein, denn die Dramatik steckt mehr in den Gefühlen und dem Chaos, das sich im Leben von Nadine ausbreitet. Dennoch ist die Erzählung fesselnd und es fällt leicht, sich auf die Ereignisse und Erlebnisse einzulassen. Insgesamt ist die Geschichte dramatisch und überzeugend. Die Vorstellung, dass vieles aus der Erzählung tatsächlich passieren könnte, erzeugt eine zusätzliche unterschwellige Angst. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen und die Vorfreude auf weitere Werke der Autorin.