Rezension

Traumata

Blick in die Angst - Chevy Stevens

Blick in die Angst
von Chevy Stevens

Bewertet mit 3 Sternen

Nadine ist Psychiaterin an einer Klinik. Eines Tages kommt eine Patientin, die einen Selbstmordversuch hinter sich hat und Nadine sieht sich plötzlich und unverhofft mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Nadine hat in ihrer Kindheit eine Zeit lang mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder in einer spirituellen Kommune gelebt und nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an diese Zeit. Geblieben sind negative Assoziationen sowie eine unerklärliche Klaustrophobie, die sie aber mehr oder weniger erfolgreich verdrängen konnte. Nadine ist Witwe und hat eine (fast) erwachsene Tochter, die allerdings auf der Straße lebt. Eines Tages kommt eine Patientin ins Krankenhaus, die ihr ungeborenes Kind verloren und einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Diese Frau hat in derselben Kommune gelebt, in der Nadine als Kind war, und kam mit dem Ausstieg offenbar nicht klar. Je mehr sich Nadine mit der Frau beschäftigt, um so mehr wird sie von ihren eigenen Erinnerungen überrollt und will der Sache auf den Grund gehen. Dabei begibt sie sich in Gefahr, und zwar in deutlich größere Gefahr, als sie dachte. Themen wie Drogenmissbrauch, Sektenmitgliedschaft, Kindheitstrauma, Platzangst, Beziehungsunfähigkeit und Alkoholsucht werden im Grunde nur angerissen. Im Zentrum steht Nadines eigene Traumatisierung durch die recht überschaubare Zeit, die sie als Kind in der Kommune verbracht hat und deren Aufarbeitung. Nach und nach ergeben die Dinge einen Sinn. Mir hat das Buch ganz gut gefallen, auch wenn es mich nicht vom Hocker gerissen hat. Das Ende fand ich irgendwie zu "einfach" und die o.g. Themen wurden für meine Begriffe bagatellisiert.