Rezension

Von Ufta und Vampiren...

Happy Family - David Safier

Happy Family
von David Safier

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mama Emma muss ihren Buchladen schließen, Papa Frank ist total überarbeitet, die pubertierende Fee bleibt sitzen und Sohn Max wird ins Schulklo getunkt. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, wird die ganze Familie Wünschmann auf einem Kostümfest von einer Hexe verzaubert ...

Die Wünschmanns sind eine ganz normale Familie. Mutter Emma betreibt einen eigenen kleinen Buchladen, doch der läuft alles andere als gut, und sie steht vor der Entscheidung, ihre altgediente Angestellte entlassen zu müssen. Vater Frank arbeitet als Anwalt für eine Bank und ist vollkommen überarbeitet, und das schon seit langem. Fee, die pubertäre Tochter der Familie, sucht ständig die Konfrontation zu ihrer Mutter und interessiert sich aber mal so gar nicht für die Schule. Max, der Sohn des Hauses, schüchtern und eher ängstlich, in der Schule unbeliebt wegen seines Intellekts, sucht Zuflucht in der Welt der Bücher und würde sich am liebsten gar nicht mehr unter Leute begeben.
Als sie zu einer Lesung mit einer international bekannten Autorin eingeladen wird, sieht Emma eine Chance, wie es mit ihrem Buchladen womöglich doch noch aufwärts gehen könnte. Alle Familienmitglieder werden zwangsverpflichtet mitzugehen, denn schließlich will Emma auch ihre heile Familie vorführen. Nur dass sie nicht so heile ist, wie Emma es gerne glauben machen würde - und als die vier aufgrund eines Missverständnisses als einzige kostümiert bei der Lesung erscheinen, eskaliert die Situation...

Auf dem Heimweg bringt Emma ihre Enttäuschung lautstark zum Ausdruck, und so achtet sie nicht weiter auf die Bettlerin, die ein paar Meter weiter am Straßenrand hockt. Doch die Bettlerin ist keine gewöhnliche Frau - sie entpuppt sich als die Hexe Baba Yaga, die die Wünschmanns schließlich verzaubert. Die Kostüme sind nicht länger nur Verkleidungen - sie sind echt. Fortan läuft Emma als Vampir durch die Gegend, Frank ist das tumbe Frankenstein Monster, Emma müffelt als Mumie herum und Max ist ein sprechender Werwolf.
Natürlich will niemand in diesem Zustand bleiben - obwohl... Die Familie jagt der Hexe quer durch die Länder hinterher, damit diese den Fluch wieder rückgängig macht. Dabei begegnen ihnen allerlei schillernde Figuren, die ihnen die Haare zu Berge stehen lassen. Selbst Dracula gibt sich ein Stelldichein und versucht mit seinem unwiderstehlichen Charme, Mama Emma verführen...

Das erste Drittel des Buches hat mich häufig schmunzeln lassen oder zum Kichern gebracht. Flott und witzig lasen sich die Passagen um die Kapriolen der Familie Wünschmann. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven der Familienmitglieder, was das ganze noch einmal lebendiger gestaltet.
Nach dem ersten Drittel gab es immer noch humorvolle Passagen, doch ein ernsterer Unterton schlich sich ein. Thema war, wie es die Familie schaffen konnte, gemeinsam wieder glücklich zu werden. Kein schlechter Ansatz, doch auf mich wirkte es stellenweise zu sehr bemüht - die Leichtigkeit ging verloren. Es machte immer noch Spaß zu lesen, vor allem die eingeworfenen Zeichnungen des Vaters, der sich ansonsten mit "Ufta" eher nur rudimentär äußern konnte, waren immer wieder amüsant. Doch das Lesevergnügen des ersten Drittels wollte sich einfach nicht mehr einstellen.

Insgesamt ein nettes amüsantes Buch für Zwischendurch, doch "Mieses Karma" und "Plötzlich Shakespeare" haben mir persönlich besser gefallen...

© Parden