Rezension

Was ist die Wahrheit?

Nach einer wahren Geschichte - Delphine De Vigan

Nach einer wahren Geschichte
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 5 Sternen

Delphine de Vigan hat auch mit diesem Buch wieder sehr überzeugt. Ihr gelingt es, den Leser immer wieder in die Irre zu führen und man fragt sich bis zum Schluss, was ist die Wahrheit, was ist Fiktion oder gar Wahn.
Delphine lernt auf einer Party L. kennen, von der wir bis zum Ende nicht den Namen erfahren und das passt sehr gut zu dieser Figur. Delphine ist sofort eingenommen von dieser eleganten Frau in ihrem Alter, die als Ghostwriterin arbeitet und die Delphines sämtliche Bücher (aber auch Interviews etc) gelesen hat. Mit der Zeit macht sich L. immer unabkömmlicher. Delphine hat eine Schreibblockade, sie schafft es nicht, mehr als drei Worte aufzuschreiben, sei es nun per Hand oder mit dem Computer. L. zeigt sich sehr hilfsbereit. Delphines Idee für ihr nächstes Buch versucht sie ihr auszureden, denn sie solle "nichts als die Wahrheit" schreiben, Fiktion sei nicht mehr in Mode.
Langsam schottet sich Delphine immer mehr von Freunden, ihren Kindern (die beide wegziehen, um ein Studium/eine Ausbildung zu beginnen) und auch von ihrem Lebenspartner, mit dem sie nicht zusammen lebt.
Der Leser weiß von Beginn von einer Katastrophe, da Delphine die Geschichte im Rückblick erzählt, doch das Ausmaß ist unbekannt.

Delphine de Vigan ist es sehr gut gelungen, mich mit dieser Geschichte in ihren Bann zu ziehen. Immer, wenn man denkt, man weiß, wie es gelaufen ist, gibt es eine Verschiebung der Nuancen. Und bis zum letzten Wort hält sich diese Spannung. Dies zeigt sich auch immer wieder im Umgang mit der Sprache, den Delphine de Vigan sehr gut beherrscht.

Normalerweise messe ich Covern nicht viel Bedeutung zu, doch hier lohnt es sich, den Schutzumschlag abzunehmen und sich überraschen zu lassen.