Rezension

Weniger dystopisch als man vermuten würde

Tage voller Zorn -

Tage voller Zorn
von Tuomas Oskari

Bewertet mit 5 Sternen

Und hier ist wieder ein Skandinavien-Thriller, der nicht enttäuscht. Es muss auch nicht immer ein ganz großer Name sein. Finnland als Setting kenne ich zwar, aber das gibt es weniger häufig als andere Länder, daher war ich hier besonders interessiert.

Mehr als 560 Seiten Spannung warten hier auf den Leser, dick verpackt in eine eisige und zugleich hitzige Atmosphäre. Tuomas Oskari lässt die Geschichte ein wenig in der Zukunft spielen und greift gesellschaftliche Probleme auf, die nicht erst seit der Pandemie existieren, aber durch all das verstärkt wurden (und gerade werden).

Der Thriller ist sehr politisch, da der Zorn des Volkes sich immer auch gegen die Politik richtet, die zum Teil zurecht für manche Zustände verantwortlich gemacht wird. Das Finnland in Oskaris Buch ist da keine Ausnahme.

Befeuert von der Unzufriedenheit einer großen, machtlosen Mehrheit und der wachsenden monetären Probleme vieler, rütteln und sägen so einige Mächte am Stuhl des Ministerpräsidenten Leo Koski.

Er steht einer konservativen Regierung vor, die von den gut Betuchten weiterhin gestützt, aber von vielen aus der Bevölkerung verachtet wird. Demonstrationen und Unruhen sind an der Tagesordnung und Koski muss sich zwischen seinen Werten und dem Druck von außen entscheiden.

Oskari analysiert die gesellschaftliche Lage eindringlich und zeigt auf, wohin viele Staaten tatsächlich steuern könnten, wenn nur so weiter gewirtschaftet wird wie bisher. Er lässt seine Charaktere auch Optionen entwerfen, was passieren könnte, welchen Ausweg es geben könnte.

Hat der Kapitalismus ein Ablaufdatum, müssen wir dieses System zu einem Ende bringen und etwas Gerechteres etablieren, um weiterhin friedliche Demokratien erhalten zu können? Dieser fesselnde Thriller bietet in dieser Hinsicht definitiv genug “food for thought”.