Rezension

Zäh und tempoarm, aber mit interessanter Handlung

Verfolgung
von David Lagercrantz

Bewertet mit 4 Sternen

Lisbeth Salander sitzt nach den letzten Geschehnissen im Frauenknast und muss sich dort mit einer aggressiven Mitgefangenen auseinandersetzen, die die ganze Abteilung inklusive Personal unterjocht hat. Währenddessen trifft Mikael Blomqvist auf den reichen Leo Mannheimer, der sich in den letzten Monaten auffällig verändert zu haben scheint.

"Verfolgung" ist der fünfte Band der "Millenium"-Reihe. Inhaltlich ist er im Grunde in sich abgeschlossen, aber da immer wieder auf frühere Geschehnisse angespielt wird, halte ich es für sinnvoll, die Bände in der Erscheinungsreihenfolge zu lesen.

Die Geschichte wird, wie bei der Reihe üblich, in der dritten Person aus wechselnder Perspektive durch einen allwissenden Beobachter erzählt. Wie auch schon beim Vorgängerband fand ich die Perspektivenwechsel viel zu schnell und häufig, sodass ich mich gar nicht wirklich auf eine Szene einlassen konnte, bevor die Sicht wieder wechselte. Über die bereits aus den Vorgängern bekannten Figuren erfährt man hier nichts neues, es wird lediglich altbekanntes wieder aufgewärmt und neu formuliert. Wer sich eine charakterliche Weiterentwicklung erhofft hat, wird hier enttäuscht. Allerdings führt David Lagercrantz seine im letzten Band begonnene Verwandlung von Lisbeth Salander in eine Comic-Superheldin konsequent weiter. Nichts kann sie stoppen, egal wie stark sie verwundet wird, was das Buch stellenweise schon fast lächerlich unrealistisch erscheinen lässt. Auch andere Figuren werden teilweise ganz anders gezeichnet, als der Leser sie in Stieg Larsons Trilogie kennengelernt hat, wie beispielsweise Erika Berger, die hier nun plötzlich zu Affären neigt und auf andere Frauen eifersüchtig wird. Auch Lisbeth Salanders ehemaliger Vormund Holger Palmgren ist kaum mehr wiederzuerkennen.

Auch in diesem Band erzählt der Autor David Lagercrantz mehr durch Dialoge und Gedanken, als durch wirkliche Handlung, was "Verfolgung" trotz des rasanten Titels eher gemütlich, fast behäbig fortschreiten lässt. Trotz des schleppenden Tempos ist hier immerhin wieder die Handlung interessant, was mir ja im letzten Band sehr gefehlt hat. Wer einigermassen bei der Sache ist, wird sie zwar bald durchschaut haben, wirkliche Überraschungen und Wendungen gibt es keine, aber die Idee hat mein Interesse geweckt.

Nachdem die ersten vier Bände der Reihe von "Tatort"-Kommissar Dietmar Bär gelesen wurde, wird der fünfte Teil von jemand anderem eingesprochen. Der heisst zwar ebenfalls Dietmar, aber nicht Bär, sondern Wunder. Grundsätzlich hat er seine Sache nicht übel gemacht, allerdings spricht er für meinen Geschmack die Frauenstimmen viel zu lieblich und süss.
 

Mein Fazit

Immer noch ziemlich zäh und tempoarm, aber wieder mit interessanter Handlung