Rezension

Zukunftsvision

Ein Jahr voller Wunder - Karen Thompson Walker

Ein Jahr voller Wunder
von Karen Thompson Walker

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die elfjährige Julia sitzt mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin beim Frühstück, als sich plötzlich die Erdrotation verlangsamt. Was das bedeutet, ist in dem Moment noch nicht klar und alle Menschen versuchen zunächst, einfach so weiter zu machen wie zuvor.

Irgendwann weiten sich jedoch die Stunden mit und ohne Licht so sehr aus, dass man sich entscheiden muss, ob man nach der alten geregelten Zeit mit einem 24h-Rhythmus leben will oder nach der Echtzeit. Die Gesellschaft zerfällt.

Dennoch geht das Leben weiter. Menschen müssen miteinander klarkommen, den Alltag bestreiten - sei es in der Schule oder im Beruf. Es gibt weiterhin Freundschaft, Liebe, Hass und Verrat; wenn nicht sogar noch verschärft durch Zukunftsängste und Panik.

Langsam aber sicher kristallisieren sich die Dinge im zwischenmenschlichen Bereich heraus, die losgelöst von der Zeit Bestand haben.

 

Meine Meinung
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Der Titel "Ein Jahr voller Wunder" ist irreführend, weil er viel zu positiv klingt. Das Buch ist brutal plausibel und wirft Fragen auf, die das Grundvertrauen des Menschen in seine Umwelt zutiefst erschüttern.

Wieso vertrauen wir darauf, dass die Sonne morgens aufgeht und abends wieder unter? Wieso meinen wir zu wissen, dass ein Tag 24h umfasst, nicht mehr und nicht weniger? Worauf basiert unser Vertrauen auf die Rhythmen des Lebens? Nur auf Erfahrung?!

Ich habe das Buch mit sehr großem Interesse angefangen, mein Gefühl beim Lesen wurde jedoch immer beklemmender. Ich habe mich gefragt, warum ich meine Existenz in Frage stellen soll.

 

Fazit
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"Ein Jahr voller Wunder" beschreibt eine Welt von morgen, in der die Atmosphäre, die der Mensch zum Leben braucht, unaufhörlich schwindet und Uhren-Zeit nur noch ein mehr oder weniger probates Hilfsmittel ist, um das Gerüst der Gesellschaft so lange wie möglich zu erhalten.
Es ist kein Unterhaltungsroman, als vielmehr ein Thriller, der Realität und Fiktion so miteinander verstrickt, dass man darin gefangen wird.
Sensible Gemüter sollten daher die Finger davon lassen!