Rezension

Die letzte Reise eines Kaisers

Reise nach Laredo -

Reise nach Laredo
von Arno Geiger

Bewertet mit 4 Sternen

 

„...Schönheit ist selten wahr und Wahrheit ist selten schön. Leider. Aber das Hässliche gewinnt bisweilen eine gewisse Erhabenheit...“

 

Diese Gedanken gehen Karl durch den Kopf, als er im Garten des Klosters gebadet wird. Karl gilt als hässlich. Seine Position als Kaiser hat er aufgegeben und sich zurückgezogen in die Einsamkeit des Klosters.

Der Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben, der die Zeitverhältnisse widerspiegelt, nach dem Sinn des Lebens fragt und einige philosophische Gedanken enthält. Auffallend ist der fein ausgearbeitete Schriftstil. Andererseits aber lässt die Geschichte auch die eine oder andere Frage offen.

Wir schreiben das Jahr 1558. In Karl ist eine gewisse Leere. Das Leben vollzieht sich nach dem immer gleichen Schema.

 

„...Es heißt, der Mensch ist das, was ihm bleibt, wenn er alles verloren hat...“

 

Dann aber beschließt Karl, mit dem 11jährigen Geronimo das Kloster zu verlassen. Karl reitet auf eine Maulesel, der Junge auf einem Pferd. Es wird ein Reise voller Überraschungen.

Während der Reise bleibt für mich einiges unklar. Wird Karl nicht als der ehemalige Kaiser erkannt oder zählt seine Stellung nach der Abdankung nicht mehr? Warum sonst wird er von anderen wie ein Gleichgestellter oder sogar Untergebener behandelt?

Er rettet einem Cagot das Leben und wird dafür von ihm auf seinem Wagen mit nach Laredo genommen. Die Reise birgt einige Überraschungen und heftige Szenen. Vorurteile der damaligen Zeit werden deutlich.

 

„...Der Mensch muss seinen Platz kennen, sonst stellt er eines Tages fest, dass er keinen Platz hat. Und dann tut sich der Erdboden auf...“

 

Karl fühlt sich lebendiger als im Kloster. Er genießt die Freiheit, erlebt aber auch deren Schattenseiten. Für seine Mitreisenden spürt er Verantwortung, weiß aber, dass er im Ernstfall keine Chance hat, sie zu verteidigen.

Ab und an erinnert sich Karl zurück. Besonders seine Begegnungen mit Malern der Zeit spielen dabei eine Rolle. Auch Isabella lebt noch in seinen Gedanken.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat bis zum Ende eine Spur Mystik.