Rezension

Ungewöhnlich

Das Lied des Propheten -

Das Lied des Propheten
von Paul Lynch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Lied des Propheten hat als Booker Prize Gewinner 2023 meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Buch spielt in Irland und beschreibt ein dystopisches Szenario. Wir begleiten die Protagonistin Eilish Stack durch ihr Leben nachdem ihr Mann Larry von der Geheimpolizei gefangen genommen wurde. Dass die Geschichte aus der Sicht einer Frau erzählt wird, fand ich besonders interessant. Eilish ist eine beruflich erfolgreiche Frau, gleichzeitig wird sie in ihrer Rolle als Mutter, Tochter und Ehefrau gezeigt. Diese Perspektive hat es mir leicht gemacht, mich auf sie und die erzählte Geschichte einzulassen. Für mich hat sich der Schrecken, der in diesem Mikrokosmos Familie geschildert wird, dadurch potenziert, dass ich mich mit Eilish als Person schnell verbunden gefühlt habe.
Der Schreibstil ist eigenwillig. Es gibt lange Sätze, die wörtliche Rede wird nicht durch Satzzeichen gekennzeichnet. Das hat dazu geführt, dass ich erst einige Seiten brauchte, bis ich mich in den Stil eingelesen hatte. Ich finde aber, dass der Stil sehr gut zum Inhalt passt. Denn er stürmt genau wie die Ereignisse in der Geschichte auf einen ein und man muss Sprache und Inhalt selbstständig ordnen.
Manche Stellen fand ich schwer auszuhalten oder auch sehr traurig, da neben dem dystopischen Szenario unter dem autoritären Regime auch zusätzlich andere Themen angesprochen werden.
Insgesamt fand ich das Buch sowohl inhaltlich als auch sprachlich absolut lesenswert und kann es als eine Lektüre, mit der man sich intensiv auseinandersetzen darf und die man genau lesen muss, sehr empfehlen.