Rezension

erschütternd, aber sperrig erzählt

Das Lied des Propheten -

Das Lied des Propheten
von Paul Lynch

Bewertet mit 3 Sternen

Paul Lynch erzählt hier mittels einer Familiengeschichte, wie schnell eine Demokratie durch ein totalitäres System abgesetzt werden kann und welche Auswirkungen dieser Wandel auf die Bevölkerung hat. 
Eilish Stack lebt mit Mann und vier Kindern in Dublin. Eines Abends beginnt der Terror für die Familie, als eine Geheimpolizei nach ihrem Mann fragt. Dieser hat eine leitende Funktion in der Lehrer-Gewerkschaft. Die Schlinge zieht sich immer weiter zu und bald kippt nicht nur die Sicherheit des Familienlebens, sondern auch die im Land. Plötzlich ist Eilish allein mit den Kindern, der Mann vermisst. Die Schwester in Kanada möchte ihnen zur Flucht verhelfen, doch dies gestaltet sich schwierig. Dann ist da auch noch der an Demenz erkrankte Vater. 
Die Gesellschaft formiert sich durch das neue Regime um, die Einen machen mehr oder weniger aktiv mit, die Anderen rebellieren. Bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen in der Stadt, es wird gefährlich. 
Der Roman weckt viele Assoziationen zu aktuellen Nachrichten, ähnliches wird aus anderen Ländern berichtet. Menschen werden in die Flucht getrieben, um zu Überleben. 
Paul Lynch hat die Geschichte gelungen aufgebaut. Glaubhaft vollführt sich ein Rechtsruck in die Katastrophe. Die Lage der kleinen Familie, aber auch die im Land wird spürbar gemacht, auf beiden Ebenen ist die Entwicklungen beängstigend authentisch. Das Thema ist gerade heute sehr wichtig und die Botschaft aufrüttelnd. Leider ist der Erzählstil nicht ganz einfach. Lynch schreibt poetisch, teils etwas verschwurbelt in Andeutungen. Das Fehlen von Satzzeichen und klärenden Absätzen fordert große Aufmerksamkeit und hemmt den Lesefluss etwas. 
Eine wichtige, aber nicht ganz einfache Lektüre.