Rezension

Hat mir gut gefallen...

Wild - Lena Klassen

Wild
von Lena Klassen

Bewertet mit 4 Sternen

 

Was würdet ihr tun? In einer Welt ohne "wilde Gefühle" wie Hass oder Liebe? In einer Stadt die perfekt zu sein scheint? In der die Kinder von ihren Eltern schon vor der Geburt in Laboren zu perfekten Menschen konstruiert werden?
Aussehen, Stärken und Schwächen und alle Krankheiten, alles kann kontrolliert werden.
Die Stadt Neustadt strebt wie alle anderen Städte nach dem "perfekten Menschen", Partner werden einander zugeteilt und Menschen, deren Erbgut durch Krankheiten, auffälliges Verhalten oder Gefühle "beschmutzt" wurde, werden in die tödliche Wildnis außerhalb der Mauern verbannt. Dort wimmelt es angeblich nur so vor Bakterien und Viren, gefährlichen Tieren und Pflanzen.
Wärt ihr glücklich?
Denn ihr solltet es sein, dafür sorgt die Injektion der Glückswelle. Sie unterdrückt die wilden Gefühle und sorgt für ein sorgenfreies Leben.

Peas, genannt Pi, sollte glücklich sein. Doch sie ist anders, nicht ganz so hübsch, nicht ganz so intelligent. Ihre Eltern hatten kein Geld um sie verändern zu lassen. Im Gegensatz zu anderen lebt sie in einer Art dunklen Wolke ihrer Gedanken, ist immer ein wenig neben der Spur und hat allerlei Unfälle. Ganz anders als ihre perfekte Freundin Moon oder deren Freund Lucky, den sie gerne als Partner zugeteilt bekommen hätte. Doch so ist ihr Leben eben. Kein Grund sich zu sorgen.

Doch dann geht bei der Injektion etwas schief und Peas muss sich entscheiden: Für ein Leben mit Gefühlen und der Gefahr verbannt zu werden oder ein Leben, in dem sie wieder betäubt ihr Dasein fristet. Sie erfährt schreckliche Dinge, Dinge die kein gutes Licht auf die perfekten Städte und den Glücksstrom werfen. Sie begegnet Menschen die ihr Leben verändern werden und sie lernt, was es heißt zu fühlen: gute und schlechte Gefühle... ,

Als jemand der natürlich die ganzen Gefühle kennt, ist es oft erschreckend und befremdlich wie die Bewohner von Neustadt in manchen Situationen handeln. In so einer Zukunft möchte ich nicht leben, auch nicht verändert werden, meine Individualität ist mir wichtig.
Ich habe mit großer Neugierde verfolgt wie die Autorin das Thema umgesetzt hat und muss sagen es ist ihr wirklich gut gelungen. Man war fasziniert von der Andersartigkeit der Menschen und deren Art zu leben. Auch wollte ich unbedingt mehr über diese Wildnis erfahren. Wodurch ist sie entstanden? Wer lebt dort und wie überleben diejenigen in der feindlichen Umgebung?
Besonders gut hat mir auch Pi gefallen. Ich habe gespannt ihre Entwicklung beobachtet, die Entdeckung der Gefühle und ihrer Persönlichkeit. Man konnte richtig mit ihr mitleiden und sich mit ihr freuen, auch wenn ich mit manchen ihrer Entscheidungen nicht so einverstanden war.
Leider spielt für mich zu viel der Geschichte in der Stadt, ich hätte mir einen größeren Part der Wildnis gewünscht. Kaum ist man dort, ist man gefühlt auch schon wieder weg. Dafür haben mich so einige überraschende Entwicklungen gegen Ende wieder versöhnt.
Das Buch war ursprünglich als Einzelband geplant, mittlerweile gibt es zwei weitere Bände die in "Wach" zusammengefasst wurden. Man kann das Buch aber auch so stehen lassen :=)

 

Ein dystopisches Erlebnis mit einem interessanten und gut umgesetzten Thema. Eine Protagonistin die eine schmerzliche Wandlung erfahren muss und dabei lernt was es heißt zu leben. Und ein Buch das auch ein wenig zum Nachdenken anregt. Für mich ein sehr guter erster Band der mir Hoffnung macht, dass sich der nächste Band sogar noch steigern kann.

4 von 5 Katzenpfoten.

Rezi hier zu finden :=)http://cat-buecher-welt.blogspot.de/2015/09/rezi-wild-von-lena-klassen.html