Rezension

Geheimnisvoller Sommer

Das Leuchten jenes Sommers
von Nikola Scott

Bewertet mit 5 Sternen

Cornwall im Jahr 1938, auf dem Anwesen Summerhill nahe der Klippen lebt die junge Madeleine, genannt Maddy. Ihre Mutter verlor sie schon sehr früh und ihr Vater starb bei einem tragischen Unfall an den Klippen, bei dem sie Zeuge wurde. Nun lebt sie gemeinsam mit ihrer Tante und ihrer Schwester Georgiana, die sich derzeit auf einer Europareise befindet, auf Summerhill. Dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse, Georgiana kehrt zurück von ihrer Reise, allerdings in Begleitung eines Mannes, Victor, der Maddy auf den ersten Blick nicht geheuer scheint. Fast zur gleichen Zeit wird Maddy Zeugin eines Flugzeugabsturz Nahe der Klippen und auch hier geschieht etwas völlig unerwartetes.
Siebzig Jahre später erhält die junge Fotografin Chloe einen Auftrag. Sie soll eine Autorin porträtieren, die einst berühmt war für ihre Kinderbücher. Doch Chloes Mann gefällt ihr Vorhaben überhaupt nicht und sie reist gegen seinen Willen. Die Autorin ist niemand anderes als Maddy, die auch heute noch auf Summerhill lebt, umgeben von Geheimnissen aus der Vergangenheit.

Meine Meinung

Ich liebe Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und sich rund um Geheimnisse aus vergangenen Tagen drehen, die erst in der Gegenwart ans Licht kommen und so war ich gleich Feuer und Flamme für den neuen Roman der Autorin Nicola Scott.
Mit ihrem Einstieg in der Vergangenheit bekommt der Leser gleich einen ersten Eindruck über die Personen des Romans und schon hier ahnt man, dass sich da etwas zusammen-braut und damit nicht nur der drohende Krieg gemeint ist. Doch hier ist es auch gleich der sehr weiche und gefühlvolle Schreibstil, der den Leser schnell mitnimmt und bei dem man sich gleich mit den Charakteren verbunden fühlt. Durch viele lebendig beschriebende Momente und Umgebungen sieht man die Handlung direkt vor sich.
Die Perspektiven, aber auch die Zeiten wechseln sich immer wieder ab, so dass man schnell neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte wird. Auch Chloes Geschichte beginnt sehr spannend, denn auch hier ahnt man schon, dass in ihrer Ehe mit dem Arzt Aidan etwas nicht stimmen kann. Chloe sitzt brav zu Hause, während ihr Mann arbeiten ist und ihre Vergangenheit befindet sich in Kartons verpackt auf dem Speicher. Den Auftrag, den sie gegen des Willen ihres Mannes annimmt, wirkt wie eine Flucht und auch hier wird nach und nach deutlich, dass da noch mehr im Verbogenen liegt. Also hier dreht sich alles rund um Geheimnisse, Maddys, Chloes, aber auch Georgianas und deren Freunde. Nach und nach verknüpft die Autorin die Vergangenheit mit dem aktuellen Geschehen und als Leser darf man hier mitfiebern.
Wie bereits erwähnt, wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, doch auch der Leser erfährt immer nur stückchenweise von der Handlung, was die Spannung aufrecht hält.
Die Charaktere sind intensiv und authentisch ausgearbeitet und vor allem mit Chloe fühlte ich mich rasch verbunden. Aber auch Maddy ist mir schnell sympathisch und so wuchsen mir die beiden Frauen schnell ans Herz. Doch nicht nur die beiden Protagonistinnen bekommen viel Leben und Tiefe, sondern auch die facettenreichen Nebencharaktere. Da wäre der mysteriöse Victor, dessen Absichten noch geheimnisvoll wirken und nichts gutes verheißen oder auch Aidan, Chloes Ehemann, der seine Frau bevormundet. Ganz besonders aber hat mir Chloes Bruder Danny gefallen, der auf Grund einer degenerativen Krankheit in einem Pflegeheim lebt und dessen Verbindung zu seiner Schwester etwas besonderes ist.

Mein Fazit

“Das Leuchten jenes Sommers” ist ein auf weiten Teilen ruhig und intensiv erzählter Roman über das Schicksal zweier Frauen in unterschiedlichen Zeiten. Ein Geheimnis begleitet den Leser durch die Seiten, dessen Auflösung man jedoch erst zum Ende hin erfährt. Mir hat der ruhige, emotionale Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen und auch die Gestaltung ihrer Charaktere konnte mich überzeugen. Wer Familiengeschichten auf zwei Zeitebenen mag, ist hier genau richtig.