Rezension

Neue Form des Geschichtenerzählens

Wir von der anderen Seite - Anika Decker

Wir von der anderen Seite
von Anika Decker

Bewertet mit 4 Sternen

Die Stärke des Buches liegt darin sich in seinen Grundelementen wie Handlung und Protagonisten zurückzunehmen und dadurch anderen Themen mehr Raum zu geben.

Dieses Buch hat Handlung. Diese Aussage will ich vorwegnehmen, um ein potenzielles Missverständnis der folgenden Sätze zu verhindern. Das Buch erzählt von Rahel, die nach einer lebensgefährlichen Erkrankung wieder aus dem Koma erwacht und sich den Weg zurück ins Leben der Gesunden erkämpfen muss. Dabei macht Rahel eigentlich nicht viel mehr als im Bett liegen und ab und zu mal ein paar Schritte in die eine oder andere Richtung zu schlurfen. Ort des Geschehens ist zu 90 Prozent ein Krankenhauszimmer. Es passiert also nicht viel. Trotzdem – und das wollte ich mit dem einleitenden Satz klar machen – ist das Buch nicht langweilig. Zwar funktioniert die Geschichte nicht  wie die meisten über Action, überraschende Plottwists, spektakuläre Settings oder Rätselraten. Auch nicht über besonders fein ausgeschliffene Charaktere – obwohl diese sympathisch und recht eigenwillig sind. Die Stärke des Buches liegt gerade darin sich in seinen Grundelementen wie Handlung und Protagonisten zurückzunehmen und dadurch anderen Themen mehr Raum zu geben. Die Dominantesten dabei sind Humor, Selbstfindung, Feminismus, das deutsche Gesundheitssystem und der Kampf gegen den eigenen Körper. Dieser Form des Geschichtenerzählens stand ich am Anfang recht skeptisch gegenüber und wurde im Laufe der Erzählung eines Besseren belehrt. Inzwischen muss ich zugeben, dass die Art und Weise in der das Buch geschrieben ist eine ganz eigene Klasse der Autorin erfordert.