Rezension

Nicht heimelig genug für eine schöne Sommerlektüre

Die kleine Sommerküche am Meer
von Jenny Colgan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt: Vom quirligen London zur entlegenen Insel Mure? Nein – nur widerwillig kehrt die junge Flora in ihre schottische Heimat zurück. Weder die unberührte Landschaft noch das glitzernde Meer können sie aufmuntern, während sie ihren geschwächten Vater und ihre Brüder versorgt. Doch dann entdeckt sie das alte Kochbuch ihrer verstorbenen Mutter, und als sie ein Rezept nach dem anderen ausprobiert, öffnet sich ihr Herz: für die Sinnlichkeit des Essens, für die Schönheit der Natur und für einen neuen Anfang …

Cover: Das Cover wirkt so sommerlich gemütlich, dass ich sofort raus auf diese Veranda stürmen möchte und mich mit Leckereien aus der Sommerküche am Meer und einem gutem Buch dort niederlassen und nie wieder aufstehen möchte. Genau die richtige Stimmung für eine gute Sommerlektüre!

Meine Meinung: Beim Cover und Titel von "Die kleine Sommerküche am Meer" denkt man sofort an eine schöne, kurzweilige Sommerlektüre. Das passende Setting erschafft die Autorin auf jeden Fall, aber insgesamt hat mir die richtige Stimmung gefehlt, um als perfekte Sommerlektüre durchzugehen.

Alles fing damit an, dass ich relativ schwer in die Geschichte hineingekommen bin. Der allwissende Erzähler aus der dritten Perspektive hat mir bis zum Schluss nicht wirklich gefallen. Es ist okay, man gewöhnt sich natürlich daran, aber ab und zu bin ich trotzdem über sehr verschachtelte Sätze und Formulierungen gestolpert, die den Lesefluss zusätzlich gestört haben.

Es wird außerdem sehr ausschweifend erzählt. Dadurch erhält man zwar einen guten Eindruck von der Insel Mure und den Bewohnern, aber die Geschichte braucht auch ordentlich Anlauf, um in Gang zu kommen. Zum Glück aber nicht so lang, dass es zäh oder langweilig wurde.

In der Geschichte steht Flora im Mittelpunkt. Sie kommt aus einer spießigen Anwaltkanzlei in London und reist wegen eines Klienten zurück auf ihre Heimatinsel Mure. Die Insel-/Heimatthematik hat mir dabei gut gefallen. Wo gehöre ich hin? Was macht mich wirklich glücklich? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Handlung. Dabei schafft sich Flora durch das Kochen und Backen eine neue Basis für ihr Leben. Das Thema "Essen" ist für mich grundsätzlich ein Garant für eine Wohlfühlgeschichte, dieses mal war mir das Buch dennoch nicht heimelig genug.

Ich hätte mir mehr Romantik und weniger Zwiespalt gewünscht. Die Liebesgeschichte ist nicht unbedingt vorhersehbar, da das Objekt von Floras Begierden schwankt, aber überraschen konnte sie auch nicht. Sie rückt außerdem stark in den Hintergrund. Die "beste romantischte Komödie des Jahres" sucht man hier vergebens. Stattdessen gibt es viele zynischen oder aggressive Untertöne und teilweise stark übertriebene Dialoge. Die Stimmung zwischen Flora und ihrer Familie ist nicht die beste und das spiegelt sich leider stark in der Gesamtatmosphäre dieses Buches wider. Es nimmt ihr die potenzielle Heimeligkeit, die ich mir für diese Geschichte gewünscht habe.

Fazit: Flora und ihr Mure hatten durchaus Potenzial für eine klassische, romantische Sommerlektüre. Insgesamt hat mir aber die Romantik und die heimelige Atmosphäre dafür gefehlt. Die Geschichte ist nicht schlecht, es fehlt aber noch einiges damit sie wirklich Spaß macht. Vielleicht in Band zwei?

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