Rezension

Leider zu hektisch, chaotisch und fehlenden Erklärungen

Der dunkle Schwarm -

Der dunkle Schwarm
von Marie Grasshoff

Bewertet mit 2 Sternen

Auf „Der dunkle Schwarm“ von Marie Graßhoff hatte ich mich schon sehr gefreut. Nachdem ich „Neon Birds“ und „Cyber Trips“ von ihr sehr gut fand, aber vom Ende der Reihe „Beta Hearts“ etwas enttäuscht war, hatte ich von dem Buch doch einiges erwartet. Leider konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen. Es war etwas erfrischend Neues von der Thematik her, leider kamen mir viele Dinge nicht richtig durchdacht vor, da viele Erklärungen fehlen und es oft zu hektisch wurde, wodurch es so aussieht, als würde die Autorin das Fehlende vertuschen wollen, damit es nicht auffällt. Sicherlich gibt es noch einen weiteren Band, sodass dort noch einiges erklärt werden kann, aber vieles hat einfach aus der Situation heraus ergeben, sodass diese Erklärungen da hätten stattfinden müssen. Besser wäre es auch gewissen Teile der Geschichte mehr zu strecken, da es ab der Hälfte überhastet und chaotisch wurde, sodass vieles auch erst im nächsten Band hätten passieren müssen. Einfach um dem Leser mehr an Geschichte zu geben, ihn mehr in die Welt einführen zu lassen. So wird alles irgendwie erwähnt, für wenige Sachen gibt es auch Erklärungen, aber sonst wird man in der Luft hängen gelassen, mit den ganzen Fragen im Kopf, während eins nach dem anderen passiert, die Charaktere gar nicht zur Ruhe kommen und von A nach B hetzen, da was machen, dann wieder dort, dann werden sie angegriffen, sind nicht einmal aus der Gefahrenzone und kämpfen wieder. Es gibt keine Pause, es wirkt zu gehetzt. Dabei hatte ich mich wirklich auf die Geschichte gefreut und die Leseprobe war auch so vielversprechend, da es dort zwar auch schon ein wenig Action gab, aber es ein gutes geordnetes Tempo war. Und der Klapptext klang auch sehr interessant.
Im Jahr 2100 verbinden die Menschen ihr Bewusstsein über Implantate zu sogenannten "Hive-Minds". Die junge Atlas profitiert davon gleich doppelt: Tagsüber arbeitet sie als Programmiererin für den größten Hive-Entwickler. Nachts betreibt sie unter dem Decknamen Oracle einen lukrativen Handel mit Erinnerungen, die sie aus Hive-Implantaten stiehlt. Eines Nachts berichtet ihr ein Kunde namens Noah von dem Mord an einem ganzen Hive - eigentlich eine technische Unmöglichkeit. Er bietet ihr eine horrende Summe dafür an, den Täter zu finden. Atlas lässt sich auf den Deal ein - und ist bald auf der Flucht vor der Polizei, Umweltterroristen und Auftragsmördern ...
Eine schöne neue Welt, die spannend klang, nach etwas Neuem. Und das war sie auch. Es war wirklich interessant, darüber zu lesen, wie sich Marie Graßhoff das vorgestellt hat. Mit einem Supercomputer, der alle Gedanken und Erinnerungen der Menschen speichert, einem Orbit, in dem man Urlaub machen kann, wenn man das nötige Kleingeld hat, und noch vielem mehr. Die Erklärungen, die es gab, fand ich auch gut gelungen, leider blieb eben noch zu viel unerklärt, wie ich ja bereits berichtet habe.
Atlas, oder auch Oracle, fand ich anfangs auch sehr spannend, da sie sich ihren Namen selbst ausgesucht hat, nachdem sie als kleines Kind von Julien, einem Androiden, auf der Straße gefunden und aufgezogen wurde. Sie kann sich in den Kopf eines jeden Menschen hacken und Erinnerungen und Gedanken lesen, daher auch ihr Nachtjob. Ich fand ihre Beziehung mit Julien sehr faszinierend, der irgendwie ein Vater für sie war, der mit ihr gekämpft und sie immer beschützt hat. Leider haben auch hier viele Hintergrundinformationen gefehlt, die sicherlich auch nicht mehr im nächsten Teil erzählt werden. Die hätten schon bei den Erwähnungen eingeflochten werden müssen. So wurde nie erklärt, wieso Julien sie aufgenommen hat, immerhin ist er ein Android. Doch meine Begeisterung für Atlas hat schnell einen Dämpfer erhalten. Das liegt daran, dass sie immer mehr zu einem Superwesen wurde, die alles kann und der alles gelingt. Selbst das Unmögliche schafft sie in wenigen Minuten. Das war mir einfach viel zu viel. Vor allem wurde immer gesagt, dass ihr Körper und vor allem ihr Gehirn nur eine gewisse Kapazität hat und sie schnell bei Höchstleistungen an ihre Grenzen kommt, wodurch sie Pausen braucht. Verständlich. Nach einer, vergleichsweisen, kleinen Aktion muss sie einen Tag ohnmächtig durchschlafen, während sie ein anderes Mal nur etwas Kreislaufprobleme und Kopfschmerzen hat, wobei diese Aktion aber um Welten größer war. An sich hätte sie, wenn man den Vergleich zu vorher zieht, daran sterben müssen… Daher fand ich das, wie vieles auch, schlecht gelöst. Zudem kommt sie recht gefühlskalt rüber, da sie ohne zu zögern Menschen und Androiden tötet und sehr ichbezogen ist. Es heißt, dass sie sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt, aber eine Aktion zeigt genau auf, dass das nicht der Fall ist. Charakterentwicklung somit gleich null. Die Verbindung zu Noah kommt nur selten wirklich durch. Manchmal macht sie sich paar Gedanken, aber die beiden haben kaum tiefere Gespräche oder intime Momente. Daher verstehe ich eine Entscheidung zum Ende des Buches auch überhaupt nicht. Da hat mir die Tiefe deren Beziehung absolut gefehlt.
Am Ende des Buches war auch gefühlt jedes zweite Wort „Scheiße“. Natürlich war die Situation dementsprechend, aber der Ausdruck kam immer und immer wieder vor, was mir mit der Zeit wirklich auf die Nerven gegangen ist. Es gibt so viele andere Wörter, die auch gepasst hätten, wenn es unbedingt hätte sein müssen.
Alles in allem bin ich leider sehr enttäuscht. Ich habe eine tolle Story erwartet und die Welt hat so viel Potential, die aber einfach nicht ausgenutzt wurde, weil Marie Graßhoff aus der Protagonistin eine Superheldin machen musste und einfach zu wenige Erklärungen geliefert, aber zu viele Sachen auf einmal reingepackt hat, sodass es einfach zu chaotisch und drückend wurde. Hätte sie die Ereignisse besser auf mehr Bücher verteilt, sodass Erklärungen Platz gehabt hätten und man als Leser einmal Luft hätte holen können, wäre das sicherlich deutlich angenehmer zu Lesen gewesen. So bekommt das Buch von mir zwei Sterne.