Mit Schwächen, aber lesenswert
Bewertet mit 4 Sternen
Meinung
Fatma Aydemir erzählt in ihrem Roman „Dschinns“ von einer Familie, die schweigt, die sich fremd bleibt, die entwurzelt ist, die nicht stark genug ist, sich den Konflikten der Generationen und Tradition zu stellen und die daran zerbricht.
Mit Feingefühl und fabelhafter Beobachtungsgabe gibt die Autorin tiefe Einblicke in das Leben der Charaktere, denen sie je ein Kapitel widmet. Besonders die Schwestern, Peri und Sevda, stechen hervor, sie sind zwei willensstarke Persönlichkeiten, die mit den Konventionen brechen. Ümit ist als Teenager noch in der Entwicklung, doch auch er zeigt manchmal Stärke. Als Leser:innen werden wir in Geheimnisse eingeweiht, von denen die anderen Familienmitglieder nie erfahren werden.
Leider konnte mich das Kapitel über Hakan nicht überzeugen, denn es lässt kaum ein Klischee, kein Vorurteil aus. Hakan, weiß nicht, was er will und schlüpft in viele Rollen, um die jeweiligen Erwartungen zu erfüllen. Dabei bleibt er immer unverbindlich. Neben den Geschwistern verblasst der Charakter, der im Gegensatz zu den anderen Figuren, uns Leser:innen auch nur an der Oberfläche kratzen lässt. Mich hat der Abschnitt ratlos zurückgelassen.
Auch sonst hat der Roman hier und da seine Schwächen. An manchen Stellen ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass es doch alles ein bisschen viel auf einmal ist, was der Familie widerfährt. Manche Handlung wirkte auf mich künstlich hergeleitet. Die hervorragende Erzählweise der Autorin, ihr Schreibtalent gleichen einige dieser Schwächen wieder aus.
Fazit
Auch wenn mich der Roman „Dschinns“ nicht durchweg überzeugen konnte, ist es ein lesenswerter Roman.