Rezension

Alles andere als eine Idylle

Mühlensommer -

Mühlensommer
von Martina Bogdahn

Bewertet mit 3.5 Sternen

Maria wächst auf einem abgelegenen Bauernhof auf. Während die Klassenkameraden in den Sommerferien ins Schwimmbad gehen, muss sie bei der Ernte helfen. Urlaub kennt sie nicht und sie hasst den ersten Schultag nach den Sommerferien, wenn die Lehrerin sich neugierig erkundigt, wer wo in Urlaub war. Aus den ersten Kapiteln des Buchs wissen wir, dass die erwachsene Maria mittlerweile in der Großstadt lebt und das Landleben so schnell wie möglich hinter sich gelassen hat.

In der ersten Szene will sie gemeinsam mit ihren beiden Töchtern und Freunden eine Bergwanderung machen, als sie einen Anruf ihrer Mutter erhält. Der Vater ist schwer verunglückt, Maria soll sofort nach Hause kommen. Dort angekommen, muss sie sofort kräftig anpacken, die Tiere müssen versorgt werden und jemand muss sich um die demente Großmutter kümmern.

In Rückblicken erfahren wir viel über Marias Kindheit, die strenge Großmutter, Mobbing in der Schule, die harte Arbeit tagein, tagaus. Diese Kindheitserinnerungen nehmen einen Großteil des Buchs ein, womit ich nicht gerechnet hatte. Lieber hätte ich mehr über die erwachsene Maria erfahren.

Der Autorin war es offensichtlich wichtig, nicht nur die romantisch-verklärte Seite des Lebens auf dem Bauernhof zu zeigen, sondern auch die harte Realität. Sie beschreibt minutiös krasse Szenen, beispielsweise das Schlachten des Hausschweins Emma und dessen anschließende Verarbeitung, sowie andere Situationen, über die ich lieber nichts gelesen hätte. Tierquälerei wird teilweise wie eine lustige Anekdote beschrieben, was mir sehr gegen den Strich ging. Da vieles aus der Sicht eines neunjährigen Mädchens geschildert wird, ist die Sprache entsprechend einfach, was auf Dauer etwas anstrengend und stellenweise albern ist, wenn sie zum Beispiel erzählt, dass sich in einem Schrank im Schweinestall auch Zigaretten finden, „aber die sind nicht für die Schweine“.

Vieles in diesem Roman hat mich aber auch angesprochen, nicht zuletzt, weil es mich an meine eigene Kindheit in einem Dorf erinnert hat. Das wunderschöne Cover suggeriert heile Natur und ein Wohlfühlbuch, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Manche Szenen sind wahrhaftig nichts für Zartbesaitete.