Rezension

Beängstigend

Der Wald -

Der Wald
von Tibor Rode

Bewertet mit 3 Sternen

Ein unscheibarer Umschlag mit der Post, Inhalt ein paar Samen. Seit einiger Zeit trudeln diese Sendungen bei verschiedenen Personen ein, weil kein Absender angegeben ist glauben viele an eine Art Werbegeschenk und pflanzen die Samen in ihre Gärten. Was dann passiert ist unvorstellbar, die Pflanzen wachsen rasend schnell, verdrängen alles Andere aus dem Beet und erweisen sich als äußerst widerstandsfähig. Bald zeigt sich, dass sie sogar Tieren und Menschen gefährlich werden kann. Nun geht es darum die weitere Ausbreitung zu stoppen, doch der Pflanze ist weder mit Unkrautex, noch mit Feuer beizukommen.

Autor Tibor Rode entwickelt ein gar nicht so abwegiges Szenario. Eine invasive Pflanzengattung, äußerst resistent und hoch giftig entwickelt sich unkontrollierbar, mit immenser Geschwindigkeit und bedroht die gesamte einheimische Flora. Am ehesten fällt mir hier zum Vergleich der Film "The Happening" ein, aber es gibt noch viel mehr in Literatur und Film, in dem die Natur zum Gegenschlag ausholt und der Mensch plötzlich zur bedrohten Spezies wird. Eine Angst, die gerade nach einer überstandenen weltweiten Pandemie, immer noch in den Köpfen der Menschen steckt und so verwundert es nicht, dass viele aktuelle Bezüge hier im Buch zu finden sind.

Das Buch entwickelt drei Erzählstränge, von denen einer einige Jahre früher beginnt, als das Auftreten der Pflanze. Geschickt schafft es der Autor die Stränge so aufeinander zulaufen zu lassen, dass sie dann an einem Punkt im Jetzt aufeinandertreffen. Der Leser verfolgt die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven und bekommt so die Vorgeschichte zu den aktuellen Ereignissen geliefert. 

In der Gegenwart gibt es den deutschen Biologen Marcus Holland, der in einem seiner Bücher die These aufstellt, das Pflanzen die eigentlichen Herrscher des Planeten sind, im zweiten Handlungsstrang lernen wir Ava kennen, eine Computerspezialistin, die mit ihren Kollegen an einem neuartigen Naturschutzprojekt in den Wäldern Kanadas arbeitet und letztlich Waverly, eine Archäobotanikerin, die auf der Suche nach der legänderen Urpflanze ist. Mit seinen Figuren geht der Autor einen recht bekannten Weg, "Normalos" die aus verschiedenen Gründen in die Ereignisse hineingeraten und am Ende über sich hinauswachsen und versuchen die Welt zu retten. Hier schießt er dann aber manchmal über das Ziel hinaus und lässt seine Protagonisten Actionszenen durchleben, die nur bedingt realistisch sind. In einem Film wird das wahrscheinlich absolut Klasse rüberkommen, gelesen ist es teils nicht nachvollziehbar. Leider handeln die Figuren auch in anderen Szenen oft nicht unbedingt nachvollziebar, sondern eben so, wie es dem Fortgang der Geschichte dient, wobei gerade bei den männlichen Figuren das ein, oder andere Klischee nicht zu übersehen ist. 

Das Buch ist, wie gesagt, gut ins aktuelle Geschehen eingebunden, selbst Verschwöhrungstheorien finden ihren Platz, obwohl es die Erwähnung der Illuminati für mich nicht unbedingt gebraucht hätte. Die Thematik der Urpflanze ist tatsächlich existent und kann nachrecherchiert werden. Ich fand die beschriebene Bedrohung durchaus spannend und beängstigend.