Rezension

Cold Case für Andrea Oliver

Die Vergessene -

Die Vergessene
von Karin Slaughter

Bewertet mit 4 Sternen

Karin Slaughter ist für mich eine absolute Thriller-Queen. Ich liebe ihre Bücher und habe mich entsprechend sehr gefreut, als „Ein Teil von ihr“ als Netflix-Serie rauskam. Nun gibt es ein Wiedersehen mit Protagonistin Andrea Oliver. Das sollte aber niemanden abhalten, der Band 1 nicht gelesen. Alles was man an Vorwissen braucht, wird in diesem Buch erneut zusammengefasst. 

Zum Inhalt: 1982 wird die schwangere Emily Vaughn auf dem Weg vom Schulball nach Hause brutal zusammengeschlagen und erliegt später ihren Verletzungen. Der Fall wird nie aufgeklärt, genauso wie die Vaterschaft ihres Kindes. Vierzig Jahre später wird Andrea Oliver verdeckt auf den Fall angesetzt. Und das hat einen guten Grund: der Vater von Emilys Kind, könnte auch ihr eigener Vater sein. Und der sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Berufungsanhörung. 

Für einen Karin Slaughter Thriller hatte ich das Gefühl, dass dieses Buch sehr langsam und ruhig startet. Die Geschichte wird in zwei Handlungsebenen erzählt, die 1982 und in der Gegenwart spielen und beide den Fall Emily Vaughn beleuchten. Dabei empfand ich besonders die Episoden aus Emilys Alltag sehr eindringlich und berührend. Was sie durchmachen musste ist mir direkt unter die Haut gegangen und das Mädchen tat mir unglaublich leid. 

Andrea Oliver ist eher unnahbar, das habe ich schon bei „Ein Teil von ihr“ so empfunden. Im Gegensatz zum ersten Band ist sie aber weniger unsicher und tritt deutlich selbstbestimmter auf. Der Fall hat für sie eine große persönliche Komponente und zudem ist es ihr erster Fall als Marshalls, sie versucht also alles besonders korrekt zu machen. Oft tat sie mir aufgrund der hinterwäldlerischen Gehässigkeiten leid. Zur Seite steht ihr zum Glück der liebenswürdige, leicht kauzige Bible, den ich direkt ins Herz geschlossen habe. 

Für meinen Geschmack war der Mittelteil etwas zäh, da sich die Ermittlungen wirklich ziehen und zwischendurch nicht wirklich was passiert. Gegen Ende nimmt das Buch wieder rasant an Fahrt auf und überzeugt mit einer überraschenden Auflösung des Falls. Generell ist der Fall logisch konstruiert und wird schlüssig rübergebracht. Es gibt ein paar Nebenschauplätze, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte, die die Handlung aber zusätzlich ausschmücken. 

Insgesamt ist es nicht meine Lieblingsreihe von Karin Slaughter, wer aber bereits Teil 1 mochte, dem kann ich dieses Buch nur ebenfalls ans Herz legen.