Rezension

Das magische Hotel im Schnee

Winterhaus 01 - Ben Guterson

Winterhaus 01
von Ben Guterson

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT:

Seit dem Unfalltod ihrer Eltern lebt Elizabeth bei Onkel und Tante. Das Haus ist schäbig, die Verwandten unfreundlich und wenig liebevoll, die Wohngegend trostlos. Immerhin gibt es eine Bibliothek, in der das wissbegierige Mädchen sich Bücher ausleihen und Anregungen für ihre Wortspielereien holen kann. Elizabeth liebt nämlich Rätsel und Anagramme, liest Worte rückwärts, macht sich über alles Notizen und stellt Buchstaben zu neuen Begriffen um. In letzter Zeit hat sie allerdings das Gefühl, noch zusätzlich magische Kräfte zu besitzen, denn wenn sie sich ärgert, explodieren plötzlich Dinge mit einem lauten Knall.

Als sie am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien zu Onkel und Tante nach Hause kommt, findet sie das Haus verschlossen. Die Erwachsenen sind weg. An der Haustürklinke hängt eine Plastiktüte mit ein paar Kleidungsstücken und einem Brief. Darin wird Elizabeth knapp darüber informiert, dass sie mit dem wenigen beigelegten Geld in den Zug steigen und in die Berge zu dem altehrwürdigen Hotel «Winterhaus» fahren soll, wo sie ihre Ferien verbringen wird. Elizabeth kommt das alles sehr merkwürdig vor. Denn erstens kennt sie diesen Ort nicht, und zweitens würden Onkel und Tante niemals so viel Geld für sie und einen Hotelaufenthalt ausgeben.

Während der langen Zug- und Busfahrt in das abgelegene «Winterhaus» begegnet Elizabeth ein unheimliches Paar, welches sie zu kennen scheint. Und ausgerechnet diese Leute trifft sie später als Hotelgäste wieder! Aber zu ihrem Glück gibt es in dem grossen alten Bau auch sehr viele freundliche Gäste. Und der netteste ist der alte Besitzer Mr. Norbridge Falls. Eine riesige Bibliothek samt freundlicher Bibliothekarin gibt es übrigens auch! Als Elizabeth dann noch Freddy trifft, der jedes Jahr seine Ferien im Hotel verbringt, ein Jahr älter als sie und genauso ein Worträtselfreak wie sie ist, scheint sich alles zum Guten zu fügen.

Doch leider geschehen schon bald nicht nur geheimnisvolle, sondern auch beängstigende Dinge im Winterhaus. Was hatte es mit Norbridges verstorbener Schwester Gracella auf sich, deren altes Zimmer niemand betreten darf? Und welches Geheimnis birgt der Familienstammbaum der Falls? Elizabeth und Freddy müssen all ihren Mut zusammennehmen und ihren klugen Verstand nutzen, um hinter das Familiengeheimnis der Hotelbesitzer zu kommen und ein grosses Unglück abzuwenden.

MEINE MEINUNG:

«Winterhaus» ist ein Ort, wie man ihn sich für die Ferien nur wünschen kann: In diesem Hotel mit seinen 13 Stockwerken und den vielen ausgestellten historischen und kuriosen Raritäten möchte man auch Urlaub machen. Im Angebot finden sich unter anderem:Eein Schwimmbad, eine Rodelbahn, allabendliche Vorträge und Musikdarbietungen, ein eigenes kleines Kino, eine Bibliothek, leckeres Essen und vor allem: köstliche Süssigkeiten. Die hoteleigenen Flurschen (so etwas wie türkischer Honig) möchte man unbedingt selber probieren!

Alles in «Winterhaus» ist unglaublich detailliert und liebevoll beschrieben: Die Räume, das Dorf in der Nähe, die Haupt- und Nebenfiguren mit ihren Vorzügen und schrulligen Eigenschaften. Da gibt es den unheimlichen Buchhändler, einen sprechenden Papagei, freundliche Hotelangestellte und zwielichtige Gäste. Da die «Winterhaus»-Bücher auf drei Bände ausgelegt sind, wird man erst nach und nach erfahren, warum manche Leute sich so merkwürdig verhalten.

Ben Guterson hat einen faszinierenden und unglaublich spannenden (und gegen Ende ganz schön unheimlichen) Roman geschrieben, der lustig und anspruchsvoll ist, und den ich nicht aus der Hand legen konnte. Bei der Lektüre hat mir auch gut gefallen, dass zwischendurch immer wieder einmal ernstere Themen behandelt werden. Zum Beispiel die Frage, wie man sich gegenüber unfreundlichen Menschen verhält. Sollte man das eigene Verhalten und Reden wirklich davon abhängig machen, wie andere mit einem umgehen? Oder hat man es nicht selber in der Hand, wie man reagiert? Eine berechtigte Überlegung, nicht nur für Kinder!

 

Aus dem Englischen übersetzt hat diesen Roman Alexandra Ernst. Auch die künstlerische Gestaltung macht «Winterhaus» zu etwas Besonderem. Auf dem Schutzumschlag sind die Fenster des Hotels ausgestanzt, so dass sich ein toller 3-D-Effekt ergibt und man dort etliche Hauptfiguren erblicken kann. Im Innern gibt es sehr viele (teilweise doppelseitige) schwarzweisse Illustrationen von Chloe Bristol, die ihren ganz eigenen Stil hat. Zu Beginn jeden Kapitels stehen Worte als Anagramme untereinander, die bereits Hinweise auf den Inhalt geben können.

Ich freue mich sehr darauf, die Fortsetzung «Die Geheimnisse von Winterhaus» zu lesen.

FAZIT:

«Winterhaus» ist ein atmosphärisch dichter und inhaltlich wunderschöner Roman für wissbegierige und neugierige Kinder ab 11 Jahren, die Freude an Rätseln und Sprachspielen haben und sich auch vor etwas unheimlichen Gestalten nicht gruseln.