Rezension

Die Macht von Gefühlen

Winterseele. Kissed by Fear - Kelsey Sutton

Winterseele. Kissed by Fear
von Kelsey Sutton

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Mädchen, dass nicht fühlen kann. Fear - das schrecklichste aller Gefühle. Und eine Wahrheit, die keiner erwartet hätte...

Winterseele - Kissed by Fear ist ein sehr komplexer, dennoch trotzdem besonderer Einzelroman mit einer außergewöhnlichen Grundidee und Umsetzung aus der Feder von Kelsey Sutton. Was wäre, wenn du als einziges Wesen auf der Erde keine Gefühle empfinden könntest? Die Leere dein täglicher Begleiter wäre?

Das Cover ist meiner Meinung nach total gelungen. Es ist einer dieser Bücher, die real sogar noch viel besser aussehen als gedacht! Die rote glänzende Schrift besitzt eine einzigartige Textur und ist wie das Kleid des Mädchens blutrot. Der Himmel ist in einen schönen Farbverlauf gehüllt, der von blau in gelb und auch rot übergeht. Das schönste Motiv hier ist aber natürlich das Mädchen, dass zur Seite gen Himmel schaut, während ihr Kleid dabei in tausend rote Schmetterlinge zerspringt. Eine zauberhafte Gestaltung, Hut ab!

Gefühle begleiten uns das ganze Leben an. Denn sie sind das Leben. Das, was den Menschen aus macht, besonders macht. Doch genau das kann Elizabeth Caldwell nicht. Schon seit Jahren. Sie weiß, dass sie anders ist. Denn zu ihrer Gefühlslosigkeit kann sie sie sehen. Die Gefühle in Menschengestalt. Freude, Trauer, Sehnsucht.
Und besonders einen scheint Elizabeth fasziniert zu haben: Fear. Die Angst. Doch natürlich kann auch das schrecklichste Gefühl von allen keine Regung in Liz auslösen. Dennoch will Elizabeth endlich die Wahrheit wissen: Wer ist sie? Wie ist sie so geworden?
Während sie die Spuren zur Wahrheit verfolgt, zieht jedoch eine immense Gefahr auf, die alle fürchten. Und sie will Liz...

Der Schreibstil von Kelsey ist eigentlich total flüssig und manchmal wirklich poetisch geschrieben. Sie erzeugt sehr gut eine bestimmte Atmosphäre und versteht es Charakteren Leben einzuhauchen, sogar Elizabeth, die ja eigentlich nichts fühlen kann. Der Einstieg war dennoch etwas schwerfällig, da es dann doch recht anders mit einer gefühlslosen Protagonistin umzugehen. Trotzdem ist die Welt, die sie erschafft und die Idee dahinter, mehr als einzigartig.

"Wie schmeckt deine Angst, Elizabeth?"
- Fear in Winterseele - Kissed by Fear

Elizabeth kann seit mehr als 10 Jahren weder mit anderen mitfühlen noch selber fühlen. Was sie aber kann, ist Gefühle zu sehen. Wesen von einer anderen Ebene. Ihre familiäre Situation ist durch ihre Art deshalb angespannt und auch die Schule ist nicht gerade ein Segen für sie. Trotzdem versucht sie es allen recht zu machen, ein relativ normales Leben leben. Aber natürlich geht das nicht so einfach. Vor allem nicht, wenn Gefühle im Spiel sind...

Ich brauchte, wie viele, auch meine Zeit um mit Elizabeth warm zu werden. Sich mit jemanden zu identifizieren, der anscheinend nichts fühlen kann und alles rational betrachtet ist sehr schwierig, vor allem in Büchern. Aber nach der Eingewöhnungsphase hat mich ihre Geschichte dann doch sehr gefesselt. Liz war zwar nicht meine Lieblingscharakterin, dennoch eine sympathische Hauptperson, vor allem gegen Ende.

Natürlich darf das Thema , wenn es um heutige Jugendbücher geht, nicht fehlen: die klassische Dreiecksbeziehung. Ich bin ehrlich und sage: Ich hasse so etwas. Sie verkomplizieren Geschichten nur unnötig und daher war ich so gar nicht begeistert davon, dass man auch hier eine finden wird. Dennoch muss ich im Nachhinein gestehen, dass es wichtig für die Verbindung und Wendung der Geschichte war. Aber im Endeffekt ist dieser Roman sowieso nicht hauptsächlich eine Liebesgeschichte, sondern hat wirklich eher eine Ähnlichkeit mit einem Fantasykrimi.

Die Geschichte hat trotz einiger Schwächen definitiv ihren Reiz und ist daher trotzdem sehr lesenswert. Die Handlung fand ich Buch dabei am besten, besonders das Ende gefiel mir dann doch sehr gut und hat einiges herausgerissen, vorhersehbar oder nicht. Klar gab es leider einige kleine Längen, die man vielleicht hätte umgehen können und Fear, die männliche Hauptperson, hätte definitiv öfter auftauchen können aber dieses Buch könnte man sowieso nicht ganz mit den anderen Jugendbüchern dieser Thematik vergleichen. Ich fand die Geschichte schlussendlich wirklich sehr schön und vergebe daher 4-4,5****.