Rezension

Die zu Unrecht vergessene Schwester des Genies

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe -

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe
von Beate Maly

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wolfgang Amadeus Mozart kennt jeder. Aber kaum jemand weiß etwas über seine Schwester Maria Anna, liebevoll „Nannerl“ genannt. Sie war nicht nur eine ausgezeichnete Pianistin, sondern unterstützte ihren jüngeren Bruder auch in seinen Ambitionen, der größte Komponist seiner Zeit zu werden. Überliefert ist tatsächlich, dass W.A. Mozart seine Schwester oft um Rat fragte, mit ihr über seine Kompositionen diskutierte und sie von ihr auf dem Klavier „probespielen“ ließ. Nannerl aber blieb im Hintergrund – ob das von ihr so gewollt war oder sie von W.A. etwas „abgedrängt“ wurde, kann man so genau nicht sagen. Zur damaligen Zeit waren Frauen als Künstlerinnen oder Komponistinnen nicht denkbar – und offenbar hat Maria Anna gegen diese Konventionen auch nicht aufbegehrt.

 

In diesem autobiografischen Roman wird der Fokus jedoch wieder auf die Liebe gelenkt (aus meiner Sicht: leider). „Nannerl“ verliebt sich auf einem Ball unsterblich in den Direktor einer Jungenlehranstalt, Franz Ippold, hat aber keine Chance ihn zu heiraten – in seiner Position ist eine Ehe verboten (offensichtlich war das damals tatsächlich so, nicht nur bei Kirchenmännern sondern auch bei gewissen Lehrerpositionen). In dem Roman schleichen Maria Anna und Franz jahre-, fast jahrzehntelang umeinander herum – ohne eine Chance auf gemeinsames Glück. Franz versucht zwar, eine andere Stellung zu bekommen, scheitert aber und so kann Nannerl ihn nicht heiraten.

 

Die unerfüllte Liebe ist das Hauptthema des Buches, allerdings passierte eben über weite Strecken nicht viel… Dann auf den letzten 40 von 400 Seiten überschlugen sich die Ereignisse und DAS war dann mal ein wirklich interessantes Finale! Meiner Meinung nach hätte man das ausführlicher erzählen können und dafür die Story davor etwas kürzen. Die Autorin hat sich offenbar genau für den gegenteiligen Weg entschieden, denn im Nachwort schreibt sie, dass Franz Ippold eigentlich viel später in Nannerls Leben getreten ist und sie das Kennenlernen „vorverlegt“ hat, um die Liebesgeschichte zu strecken. Mir persönlich hat das nicht so gut gefallen – wenn der Fokus eines autobiografischen Romans auf der Liebesgeschichte liegt, sollte sie aus meiner Sicht auch möglichst nah an den Fakten sein. Aber das ist, wie gesagt, meine persönliche Sicht.

 

Geschrieben ist der Roman leicht und flüssig, er zeigt die Realitäten der damaligen Zeit auch schön anhand ein paar Anekdoten (wie z. B. der Tatsache, dass man das Abreiben mit einem parfümierten Tuch dem Waschen mit Wasser vorgezogen hat). Nun ja… ich bin doch ganz froh, dass ich jetzt lebe und nicht damals ;-) Der Roman ist unterhaltsam und thematisiert an einigen Stellen auch die sehr schwierige Beziehung zwischen W. A. Mozart und seinem Vater Leopold. Darüber hätte ich zwar gern noch mehr erfahren, aber hier ging es ja um Maria Anna und nicht um Wolfgang.

 

Wer einmal eintauchen möchte in das Salzburg des 18. Jahrhunderts, mit riesigen Perückenfrisuren und rauschenden Bällen, mit Musik und zarter, unerlaubter Liebe, dem wird „Fräulein Mozart und der Klang der Liebe“ einen schönen „Urlaub“ in der Vergangenheit ermöglichen!