Rezension

Eigenwillig

Der Sozius - Lyl Boyd

Der Sozius
von Lyl Boyd

Bewertet mit 4 Sternen

Eine ungewöhnliche Story, die einen langsam aber unweigerlich in ihren Bann zieht.

Der Sozius' erzählt den Werdegang eines Mannes, der diverse Geschäfte auf dem Hamburger Kiez laufen hat. Das Interessante daran ist, dass es sich hierbei um eine Geschichte in der Geschichte handelt. Eine junge Frau namens Teresa will nämlich ein Buch über den Sozius schreiben, und was sie bei ihren Recherchen herausfindet, wird in wechselnden Kapiteln mit ihrer eigenen Story erzählt. Während der Sozius sich darin langsam hocharbeitet und zu einem Drahtzieher im Hintergrund wird, der andere für sich arbeiten lässt, muss Teresa sich ihrem eigenen Leben stellen. Dabei wird sie unterstützt von ihrem guten Freund Schneider, der ihr hilft ihr Schneckenhaus zu verlassen. Dann jedoch merkt Teresa, dass sie verfolgt wird - sollte der Sozius auf sie aufmerksam geworden sein und ihr Vorhaben unterbinden wollen?

Sehr gut gefallen hat mir der verschachtelte Aufbau des Buches, der zwei Handlungsstränge verfolgt. Dabei muss ich allerdings sagen, dass mich die Kapitel über Teresa und Schneider sogar mehr fasziniert haben als die, in denen das Leben des Sozius geschildert wird. Das mag daran liegen, dass der Sozius nicht gerade sympathisch rüberkommt, auch wenn er kein brutaler Schlägertyp ist, sondern eher ein durchtriebener Planer, der geschickt seine Fäden zieht.

Der Schreibstil war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, was aber nicht im negativen Sinne gemeint ist. Er wirkt auf mich sehr aufgeräumt und präzise, und lässt Emotionen nur in wenigen wichtigen Momenten aufblitzen, so dass diese umso stärkeren Eindruck machen. Beim Sozius ist es auch sein sachlicher, beherrschter Charakter, der ihn so unterkühlt und kopfgesteuert wirken lässt.

Die Auflösung - gleich in mehrfacher Hinsicht - war ein echter Hammer, auch wenn mir das Ende ein wenig zu positiv ausgefallen ist, aber das ist ganz meine persönliche Meinung. Insgesamt ein ungewöhnliches Buch, das vor allem durch seinen eigenwilligen, einzigartigen Schreibstil positiv auffällt und Lust auf mehr Lesestoff vom Autor macht.