Rezension

Ein Buch mit Denkfaktor

Jetzt spricht Dylan Mint und Mr Dog hält die Klappe - Brian Conaghan

Jetzt spricht Dylan Mint und Mr Dog hält die Klappe
von Brian Conaghan

Bewertet mit 5 Sternen

Oberflächlich wusste ich bereits vor dem Lesen einiges über die Krankheit "Tourette", doch das Buch gibt seinem Leser einen weiteren sehr emotionalen Einblick in das Leben eines Betroffenen und seiner Umgebung. Brian Conaghan versteht es nicht nur hervorragend seine Geschichte in der Jugendsprache wiederzugeben sondern nimmt uns mit auf eine Reise in ein besonderes Leben.

Es ist, als befände man sich selbst im Kopf von Dylan Mint und würde seine Gedanken denken bzw. Gefühle erleben. Stellenweise empfand ich die genutzte Jugendsprache ein wenig derb, doch es passt zur Entwicklung des Protagonisten.

Dylan ist 16 und bis auf das Tourette-Syndrom ein ganz normaler Teenager. Noch ein wenig naiv, möchte er dennoch als cool wahrgenommen werden und ist zum ersten Mal auch ein wenig verliebt. Die Briefe an seinen Vater zeigen seinen Zwiespalt zwischen Kind und Erwachsenen wieder. Dabei zeigt er stellenweise eine Reife, die man nicht vermutet hätte.

Da er keine "normale" Schule besuchen kann, ist er tagsüber von anderen Sonderlingen umgeben. Alle Jugendliche haben ihre eigenen emotionalen und körperlichen Probleme. Dennoch benehmen sie sich untereinander wie alle anderen Teenager auch. Sie alle haben die gleichen Wünsche, Hoffnungen, Träume und Vorurteile. Im Laufe der Handlung finden Dylan und sein Freund Amir aus ihrem Schneckenhaus heraus und schließen gemeinsam weitere Freundschaften.

Auch Dylans Mom hat ihre Probleme und muss am Ende erkennen, dass Dylan stärker und verständnisvoller ist, als sie annahm.

Das Buch räumt Vorurteile aus dem Weg und gibt uns einen Einblick in Dylans Alltag. Mit Witz, Ironie und wunderbaren Wortspielen entfaltet sich hier ein kurzweiliges Jugendbuch mit Denkfaktor.

Die Geschichte hielt mich von der ersten bis zur letzten Seite gefangen. Ich kann eine uneingeschränkte Leseempfehlung erteilen.

Über das Tourette-Syndrom:

Für alle, die mit der Bezeichnung Tourette-Syndrom nicht viel anfangen können möchte ich kurz ein paar erläuternde Zeilen zu dieser Krankheit einfügen.

Tourette-Syndrom ist einfach erklärt eine Störung der Entwicklung des Nervensystems. Die Betroffenen entwickeln Tics wie z. B. unwillkürliche, rasche, oftmals sehr plötzlich beginnende und heftige Bewegungen. Hinzu kommen, ungewollte Ausrufe, Geräusche oder verbale Äußerungen. Diese Tics nehmen in Stresssituationen zu, können aber auch über längere Zeiträume hinweg unterdrückt werden. Letzteres ist aber mit großer Anstrengung und starkem Willen verbunden. Es handelt sich um eine chronische Krankheit. Menschen mit Tourette haben eine ganz normale Lebenserwartung. Aufgrund der optischen und vor allem verbalen Tics, gehen viele davon aus, dass auch das Denkvermögen betroffen ist. Dem ist nicht so. Betroffene können genauso hoch oder minder intelligent wie gesunde Menschen sein.