Rezension

Eine unterhaltsame, lesenswerte Geschichte

Jetzt spricht Dylan Mint und Mr Dog hält die Klappe - Brian Conaghan

Jetzt spricht Dylan Mint und Mr Dog hält die Klappe
von Brian Conaghan

Bewertet mit 4 Sternen

Dylan Mint ist 16 Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Er tut daher das, was alle Jungs in seinem Alter gerne tun: er bockt gerne mal ein wenig rum und mag Mädchen. Trotzdem ist er anders, denn Dylan hat Tourette und geht daher auch auf eine Sonderschule. Dumm ist er allerdings keineswegs, auch wenn er die Welt erstmal so nimmt wie man sie ihm präsentiert. Ich würde ihn eher als jugendlich naiv beschreiben. Trotzdem glaubt er lange nicht alles und fängt an Dinge zu hinterfragen und für sich plausibel zu erklären. So kommt es auch, dass er – für ihn folgerichtig – anfängt Pläne für die Zukunft zu schmieden.
Im großen und ganzen ist Dylan nicht unbedingt ein Sympathiebolzen. Er hat es aber trotzdem geschafft dass ich ihn (weitgehend) mochte und ich fand auch, dass er sehr natürlich herüber kam. Manchmal war seine Logik wirklich zum schreien komisch, und zusammen mit seinem Freund Amir war er oft einfach nur grandios. Auch die anderen Figuren fand ich sehr gut dargestellt. Egal ob es seine überfürsorgliche Mutter war, seine Mitschüler, der Arzt oder der Taxifahrer... alle Figuren wirkten echt und bereicherten die Geschichte.
Natürlich ist das Thema Tourette immer ein wenig präsent, aber Brian Conaghan hat es geschafft, dass es nicht den Hauptpart im Buch einnimmt. Vielmehr steht Dylan mit seinen Sorgen, Nöten und seiner teilweise inneren Zerrissenheit an erster Stelle, und nur manchmal ist seine Tourette-Erkrankung dafür verantwortlich. Außerdem gibt es einige Nebenhandlungen, wo Dylans Leiden auch eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Den Schreibstil fand ich leider sehr gewöhnungsbedürftig. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive heraus geschrieben, und es gibt reichlich Dialoge – dagegen habe ich im Prinzip nichts. Allerdings ist die Beschreibung „zackig“ für den Schreibstil an manchen Stellen fast noch untertrieben. Wenn ich meinen Lesefluss hier nicht verlangsamt hätte, dann hätte ich die Hälfte vermutlich nicht verstanden. Hinzu kam, dass Dylan recht freigiebig mit Obszönitäten um sich wirft. Ich begreife zwar prinzipiell, dass so ein Verhalten zum Tourette-Syndrom dazu gehören kann, aber trotzdem war es mit irgendwann zu viel. Auch von sich ständig wiederholenden Floskeln wie „No way“ hatte ich irgendwann genug.
Dafür hat es der Autor geschafft, dass ich am Ende sehr überrascht war, und ich wage mal zu behaupten, dass es vielen Lesern so gehen wird.

Eine unterhaltsame, lesenswerte Geschichte, die sich um ein nicht ganz einfaches Thema rankt.