Rezension

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Ein echter Feelgood-Roman

Ich will es doch auch! - Ellen Berg

Ich will es doch auch!
von Ellen Berg

Eigentlich hat es Charlotte gar nicht so schlecht erwischt. Sie ist eine angesehene Kardiologin, besitzt eine wunderschöne Wohnung und nun steht sie auf der absoluten Traumhochzeit ihrer besten Freundin.. die gerade Charlottes Exfreund ehelichen will. Enttäuscht von Exfreund und ehemaliger Freundin, will Charlotte so schnell wie möglich wieder in ihre heißgeliebte Routine zurückkehren. Jeder Tag ist durchgeplant, an jedem hat sie ihre ganz eigenen Rituale, die ihr, zusammen mit haufenweise Gummibärchen, das Leben erträglicher machen. Doch irgendwie möchte nichts mehr so wirklich klappen: Ihre kontrollwütigen Eltern bedrängen sie, mit 39 Jahren doch endlich standesgemäß zu heiraten, sowie Kinder in die Welt zu setzten, und auf der Arbeit platzt auch noch ein Wasserrohr. Der Klempner, der daraufhin angefordert wird, ist ein weiteres Ärgernis, denn er ist gleichermaßen charmant und aufmerksam, wie auch ein ungehobelter, biertrinkender Fußballfan. Obwohl Uwe der Klempner so gar nicht in Charlottes gehobenem Umfeld hineinpassen mag, verliebt sich Charlotte Hals über Kopf in ihn. Ihre Bekannten reagieren entsetzt. Downdating wird es genannt und kann allerhöchstens ein vorübergehender Zeitvertreib einer konstant sexuell unterversorgten Frau kurz vor den magischen 40 Jahren sein, doch Charlotte bleibt hartnäckig. Endlich findet sie zu sich selbst, nabelt sich von ihren übervorteilenden Eltern ab und entdeckt dabei durch Zufall einen skandalösen Missbrauch von Spendengeldern des Krankenhauses.
"Ich will es doch auch!" ist eine unfassbar witzige Geschichte, die mit den allzu oft übertriebenen, und häufig auch unnötigen, Erwartungen an den perfekten Einen abrechnet. Gewürzt wird die temporeiche Erzählung mit einem Hauch Erotik und der klaren Empfehlung für die eigenen Überzeugungen auch einzustehen, wie auch gerade dann sich zu überlegen, die Freunde zu wechseln, wenn man nicht mehr sich selbst sein darf. Das Buch werde ich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal in der Hand gehalten haben.