Rezension

Ein Heranwachsen im Krieg

Schatten der Welt - Andreas Izquierdo

Schatten der Welt
von Andreas Izquierdo

Inhalt: Thorn (Westpreußen). Wir treffen auf die beiden Freunde Carl und Artur, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Carl eher der schmächtige und besonnene ist, ist Artur von kräftiger Statur, ein Tausendsassa erster Güte und für jede Schandtat zu haben. So kommt auch von Artur die Idee, die das Leben der beiden verändern wird: Sich die allgemeine Unruhe vor dem Halleyschen Kometen, der 1910 wieder sichtbar wird, zunutze machend, verkaufen die beiden eigenkreierte Pillen - und das mit großem Erfolg. Mit dabei: Die emanzipierte "Isi", die kurz zuvor dem Schneiderssohn Carl ein teures Kleid abgeschwatzt hatte. Doch das Glück ist zeitlich begrenzt. Der große Krieg erscheint am Horizont.

Persönliche Meinung: Die Handlung von "Schatten der Welt" erstreckt sich über knapp acht Jahre. Dabei lernen wir die drei Freunde als Jugendliche kennen, begleiten sie in ihren Lehr- und Wanderjahren und durch die Wirren des Krieges. Die drei sind mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften ein interessantes Gespann. Zu Beginn spürt man geradezu die Unbeschwertheit der Jugendlichen, die scheinbar mit allem durchkommen. Vor allem in der Kriegszeit reiht sich allerdings Schicksalsschlag an Schicksalsschlag. Sowohl die humorvollen Aspekte als auch die tragischen Elemente sind eindringlich und gefühlvoll beschrieben. Erzählt wird der historische Roman rückschauend aus der Ich-Perspektive Carls, der bisweilen nostalgisch berichtet. Die Sprache ist sehr bildgewaltig, sodass man während der Lektüre eine kleine Zeitreise unternimmt und den Roman flüssig lesen kann. Auch ist er fundiert recherchiert. Schön fand ich den feinen Humor, der nicht mit dem Vorschlaghammer kommt, sondern oft subtil zwischen den Zeilen steht. Insgesamt bedient der Roman mehrere Genres: Er ist sowohl ein historischer Roman als auch ein Coming-of-Age-Roman; dabei zwischendurch immer mal wieder ein Schelmenstück. Besonders ist, dass es sich um ein Coming-of-Age zur Kriegszeit handelt – ein Heranwachsen und Reifen mit, im und durch den Krieg.