Rezension

Ein Kampf gegen den Plastikmüll und seine Folgen

Partikel -

Partikel
von Wolf Harlander

Bewertet mit 4 Sternen

          Partikel, das sind kleinste Teilchen Mikroplastik, die sich in unserer Kosmetik, der Kleidung, in Hygieneartikeln, Spielzeug oder Nahrungsmitteln befinden. Als ihre Nichte Zoe schwer erkrankt, beginnt Journalistin Melissa zu recherchieren und stößt dabei auf kriminelle Machenschaften großer Unternehmen, denen Umweltschutz herzlich egal ist. Je mehr Melissa herausfindet, desto bedrohlicher wird die Lage für sie persönlich. Denn mit den Drahtziehern ist nicht zu spaßen, sie gehen über Leichen.

Für mich war Partikel das erste Buch, das ich vom Autor Wolf Harlander gelesen habe. Es wird nicht das letzte bleiben, denn ich hatte viel Spaß beim lesen. Ich gebe aber zu, ich hatte etwas mehr Endzeitszenario erwartet, als ich bekomme habe. Der Schwerpunkt des Romans liegt auf Umweltkriminalität und nicht auf der Erkrankung selber. Es haben zwar schon viele Menschen Mikroplastik im Blut, aber den meisten passiert nichts, nur einzelne werden wie Zoe wirklich krank davon. Melissa ermittelt eigentlich nur, weil sie persönlich betroffen ist. Das ist allerdings sehr unterhaltsam geschrieben und ich bin ihr gerne gefolgt. Melissa hatte mein Mitleid, da sie anfangs als Journalistin noch nicht ganz ernst genommen wird und auch ein äußerst schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern hat. Auch die Beziehung zu ihrer Freundin Victoria, die sich als Umweltaktivistin engagiert, ist ziemlich merkwürdig. Zu Beginn kämpft Melissa also allein gegen einen riesigen Gegner.

In der Nebenhandlung ermitteln BND-Beamte im Fall einer Plastikkatastrophe im Meer, nachdem ein Schiff gesunken ist, das illegal Plastikmüll nach Nigeria bringen sollte. Dieser Handlungsstrang beleuchtet politische und wirtschaftliche Hintergründe und wird später mit dem von Melissa zusammengeführt. Eine kleine Nebengeschichte ist die des BND-Beamten Nelson, die für meinen Geschmack überflüssig war und nichts zur eigentlichen Romanhandlung beigetragen hat. Das sind dann auch die Szenen, wo die Geschichte sich für mich ein bißchen gezogen hat.

Abgesehen davon fand ich den Thriller spannend geschrieben. Es passiert einiges und besonders die Kapitelübergänge hatten einen Sog, der mich immer weiter lesen ließ. Harlanders Schreibstil ist unterhaltsam und flüssig zu lesen, so dass ich schnell durch die über 600 Seiten geflogen bin. Das Ende war zwar nicht ganz überraschend, aber passend zum Plot. Trotzdem bleiben bei dem wichtigen Thema Mikroplastik und Plastikmüll für mich viele Fragen offen. Es ist eben ein Spannungsroman, der nicht allzusehr in die Tiefe geht.

Ich habe Partikel von Wolf Harlander sehr gerne gelesen. Wer auch gerne spannende Krimis liest, die nicht zu aufwühlend sind und Ermittlungsgeschichten mag, der ist hier gut aufgehoben.