Rezension

Mikroplastik – eine Bedrohung ungeahnten Ausmaßes

Partikel -

Partikel
von Wolf Harlander

Bewertet mit 5 Sternen

Wer kennt sie nicht, die Bilder von den Stränden mit angeschwemmtem Müll, unsere Ozeane versinken regelrecht in Plastikabfällen. Wir sind mittendrin in einer ökologischen Katastrophe. Die Meerestiere nehmen die Mikroplastikpartikel mit der Nahrung auf, wir wiederum haben nicht nur einen gesunden Fisch auf dem Teller, auch die winzigen Plastikteilchen essen wir mit, die so in unseren Organismus gelangen.

Wolf Harlander hat sich mit dieser Bedrohung ungeahnten Ausmaßes auseinandergesetzt, „Partikel“ zeigt dies aus mehreren Blickwinkeln. Sehr anschaulich, sehr nachdenklich machend.

Alles beginnt ganz fröhlich mit einer Hochzeitsfeier auf Sylt, das Ende jedoch kommt abrupt - für mehrere Personen endet es im Krankenhaus, zwei schweben in Lebensgefahr, einer überlebt das Hochzeitsessen nicht. Grund genug, um den Wirt und die Zulieferer zu verklagen.

Nahe der Straße von Gibraltar ist ein Frachtschiff mit dubioser Ladung untergegangen, neben den örtlichen Behörden schaltet sich auch der BND ein.

Melissa ist Journalistin und als solche berichtet sie über Cyaclean, eine Firma, die das globale Plastikproblem mit innovativen Ansätzen lösen will. Bei Melissas zweijähriger Nichte ist ein bösartiger Tumor in ihrer Leber festgestellt worden, mit ausgelöst durch das Mikroplastik in ihrem Blut. Eine bei uns nicht zugelassene, extrem teure, neuartige Behandlungsmethode in den USA ist der einzige Strohhalm, an den sie sich klammern.

Die Handlungsstränge werden abwechselnd weitererzählt, jeder einzelne zeigt die Problematik um das aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkende Plastik nur allzu deutlich auf. „…sie feierten ihre Entdeckung voller Euphorie und gaben ihr einen Namen: Kunststoff. Eine neue Ära war geboren. Das Plastikzeitalter… Ein Segen für die Zivilisation, oder?“ eher ein Fluch? Kunststoffpartikel finden sich überall. „Ist unser ganzer Planet längst unsichtbar verseucht?“

Dieser Ökothriller steht Harlanders vorangegangenen Büchern in nichts nach. Anhand der einzelnen Erzählstränge verdeutlicht er das von ihm bestens recherchierte, hochbrisante Thema, das er geschickt und gut lesbar in Zwischenmenschliches verpackt, die hierfür geschaffenen Charaktere sind perfekt auf die jeweilige Handlung abgestimmt wie etwa die kleine Zoe mit ihrem Vater und ihrer Tante oder auch die Insider der einflussreichen Mülllobby.

Auch wenn wir es schon lange wissen, dass wir im Plastikmüll ersticken, so machen wir doch munter weiter. Vielleicht gibt dieses Buch den Anstoß, unseren Konsum zu überdenken, sorgfältiger mit unserem Planeten umzugehen. „Partikel“ ist informativ, es ist spannend, kurzweilig und äußerst fesselnd – ein Buch, das gelesen werden will.