Rezension

Ein Lauf zurück ins Leben

Laufen - Isabel Bogdan

Laufen
von Isabel Bogdan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich kannte Isabell Bogdans skurriles Buch "Der Pfau", das hat mir sehr gut gefallen.
Nun hat sie ein ganz anderes Werk vorgelegt.
Eine bis zum Schluss namenlose Frau beginnt nach dem Tod ihres langjährigen Lebensgefährten wieder mit dem Laufen. Am Anfang ist es schwierig, sie hält kaum eine kurze Strecke durch, doch dann läuft sie besser. 
Das Buch besteht einzig und allein aus dem inneren Monolog der Frau während des Laufens. In langen Sätzen reihen sich Gedanken und Erinnerungen aneinander, dazwischen muss sie (genau wie der Leser) immer wieder auf ihren Atemrhythmus achten: Ein, ein, aus, aus, aus, aus. 
Das alles könnte eintönig sein, doch Isabell Bogdan macht ein Kunstwerk aus dieser Geschichte. Nach und nach erfährt man mehr über das Leben des Paares und den Tod des Mannes. Ganz langsam findet die Frau ins Leben zurück, legt "den Friesennerz", der sie symbolisch einengt, ab und wird wieder offen für neue Eindrücke und Gefühle. Trauer, Wut, Schuldgefühle - das ganze Konglomerat an Emotionen nach dem Tod eines geliebten Menschen erlebt man hautnah und sehr realistisch mit. Dabei wird man von dem Buch tief berührt, aber es gleitet nie in Kitsch ab.
Obwohl ich mich nicht für Sport interessiere, hat mir das Buch sehr gut gefallen, denn es ist viel mehr als ein Buch über das Laufen. 
Ich finde es unbedingt lesenswert!