Rezension

Ein Lesevergnügen

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt - Clara Römer

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt
von Clara Römer

Bewertet mit 5 Sternen

Susa und Wolf sind seit 10 Jahren verheiratet. Wie Susa bisher annahm, glücklich. Allerdings muss sie zugeben, dass es selbst in ihrer Beziehung kürzlich etwas Stress gab, was jedoch kein Wunder ist. Standen beide doch unter enormen Druck wegen der Arbeit und des Umzugs... Gatte Wolf arbeitet im Immobiliensektor und hat mit seinem Freund Gerd ein eigenes Immobilien-Büro aufgebaut. Trotzdem kommt es Susa doch merkwürdig vor, als eines Tages ein Elektrohandel ausgerechnet bei ihr anruft, um einen Termin für die Kühlschrankanlieferung in einer Nachbarstraße zu vereinbaren...

Es kommt, wie es kommen muss und Susa realisiert, dass ihr Mann nicht nur seit längerer Zeit eine Affäre und sie somit betrogen hat, sondern dass sie vielleicht doch gar nicht so glücklich ist, wie sie immer dachte.

Eine Geschichte, wie sie leider auch in weiten Teilen das Leben schreiben könnte. Eine Ehefrau, die sich glücklich in ihrer Ehe wähnt. Ein Ehemann, dem "nur" eine Frau an seiner Seite anscheinend nicht reicht, Freunde, die gar keine sind und welche, die immer für einen da sind und, ja, auch Familiengeheimnisse.

Aber ohne hier zuviel zu verraten, kann ich leider nicht weiter ausholen.

Die Aufmachung des Buches, der Titel und das Cover haben mich angesprochen.
Nach den ersten Seiten des Lesens war gleich klar, dass mir auch der Schreibstil gefällt. Schon direkt von Anfang an ist man gut in der Geschichte drin und lässt sich durch den Roman tragen. Susas Beweggründe und Gefühle kann man sehr gut nachvollziehen und man steht vollkommen hinter ihr. Wolf ist einem auf Anhieb unsympathisch. Aber leider scheint sein Verhalten auch im realen Leben nicht unbedingt eine Seltenheit zu sein.

Was kann man sich da glücklich schätzen, wenn man um gute Freunde an seiner Seite weiß. Denn mit ihnen kann man nicht nur herrlich lästern und hemmungslos weinen, sie bauen einen wieder auf, hören zu und unterstützen moralisch.

Die Zögerlichkeiten und Unsicherheiten, das "sich-wieder-überreden-lassen" während einer Trennung, die Überlegungen "gibt es nicht doch ein Zurück"... all das wird gut dargestellt und man kann es sehr gut nachempfinden. Es ist wie aus dem Leben gegriffen.

In Rückblicken erfährt man, welche Beweggründe das einstige, glückliche Paar hatte, welche Gefühle sie mal beim Partner zu wecken vermochten. Was sie ursprünglich im Anderen sahen, was sie zusammengebracht und -geschweißt hat. Aber auch, wie Geld, Erfolg und Ansehen Menschen verändern kann und leider auch, wie im Alltag oftmals vieles auf der Strecke bleibt und man auf einmal realisiert, dass alles nicht mehr so schön und aufregend ist, wie am Anfang.

Auch die Geschichten und Erlebnisse um das Ehedrama drumherum haben mir sehr gefallen und boten abwechslungsreiche Unterhaltung.

Einzig zum Schluss der Geschichte wurde es mit den Happy Ends auf diversen Ebenen vielleicht ein kleines bißchen zu viel des Guten, zuviel Rosarot.

Andererseits passt das auch mal ganz gut in unsere Gesellschaft. Endlich mal heile Welt und alles wird gut. Kann ja manchmal auch nicht schaden und tut dem Genuss des Lesens hier keinen Abbruch. Für mich hätte die Geschichte ruhig noch weitergehen können.