Rezension

Ein ruhiger, tiefgründiger Psycho-Thriller über Freundschaft, Abhängigkeit, Lügen und die Abgründe der menschlichen Seele.

Sieben Lügen - Elizabeth Kay

Sieben Lügen
von Elizabeth Kay

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Spirale aus (zunächst harmlosen) Lügen, die tödliche Folgen hat.

Inhalt:

Marnie und Jane sind seit ihrer Schulzeit die engsten Freundinnen und nur im Doppelpack zu haben.

Selbst Familientragödien und Schicksalsschläge scheinen der Freundschaft nichts anhaben zu können.

Bis Traumprinz Charles in Marnies Leben tritt und die Freundschaft der jungen Frauen bröckelt.

Eine kleine und harmlose Notlüge "Natürlich, ihr passt gut zusammen!" zieht die nächste nach sich bis sich Jane vor lauter Eifersucht in einem Geflecht aus Lügen verstrickt und die Situation nicht mehr kontrollieren kann. 

Ein gefährlicher Strudel aus Lügen und Misstrauen mit tödlichen Folgen.

 

Mein Eindruck:

Dem Buchtitel entsprechend ist die Geschichte in sieben Abschnitte unterteilt. In jedem von ihnen wird eine von Janes Lügen offenbart und der neugierige Leser so immer tiefer in die Abgründe hineingezogen.

Aber die Story funktioniert nicht nur durch diese Aufteilung sondern besonders durch Janes Art zu erzählen: aus ihrer Perspektive in der Ich-Erzählung immer wieder per Du an eine unbekannte Personen gerichtet. Warum und an wen erfährt der Leser erst zum Schluss.

Janes Freundschaft zu Marnie ist geprägt von Einseitigkeit und Abhängigkeit. Ihre Einsamkeit, Eifersucht, die Lügen und ihr Wahn, der mit jedem Abschnitt immer konkreter wird, vergiftet die Freundschaft immer weiter.

Die Autorin gibt der Gestaltung der Charaktere viel Raum und lässt dadurch auch Vergangenheit, Vergleiche und Entwicklung der Personen zu. Hierdurch leidet hin und wieder die Spannungskurve, aber ihr Vorgehen ist wichtig, um die Hintergründe und Janes Besessenheit zu verstehen.

Auch die Tatsache, dass keiner der Charaktere sonderlich sympathisch ist, ist ungewöhnlich, passt aber perfekt zur Handlung. Jane ist ebenso wie Marnie manipulativ und regelrecht besessen. Auch Charles ist ein wahres Eckelpaket.

Wer einen blutigen und schockierenden Thriller mit durchgehender Spannung erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. 

Aufgrund der Leseprobe hatte auch ich mir zumindest mehr Spannung erhofft. 

Wer sich jedoch auf den psychologischen Aspekt und die vielschichtigen Nebenschauplätze (Alzheimer, Magersucht, Verlust und Tod) einlässt, den erwartet ein tiefgründiger und leiser Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche.

 

Fazit:

Ein faszinierender psychologischer Thriller, der stellenweise unter die Haut geht und schockiert - selbst wenn einige Wendungen vorherzusehen sind und die Spannung nicht durchgehend gehalten wird.

Vielschichtig und tiefgründig ohne großes Blutvergießen liefert "Sieben Lügen" einen Blick in die menschlichen Abgründe.

 

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Rezensiertes Buch: "Sieben Lügen" aus dem Jahr 2020