Ein spannendes und verstörendes Szenario
Bewertet mit 4.5 Sternen
Der 24jährige Siv lebt mit seinen Eltern sehr beengt in einer kleinen Wohnung. Er ist ein Einzelgänger ohne Freunde. Am Ende seiner Militärzeit, während der er in der Nachrichtenabteilung tätig war, wird er von einer IT-Firma angeworben, die von seinen erstaunlichen Hacker-Kenntnissen erfahren hat. Sein erster Auftrag führt ihn in nach Mittelamerika. Er reist in Begleitung seines Vorgesetzten Bulka, der für ihn wie ein großer Bruder ist. Dort hackt er erfolgreich das Handy einer Zielperson, für die sich das dortige Militär interessiert. Von da an geht es mit Sivs Karriere steil bergauf. Er macht sich keine Gedanken darüber, wer die Leute sind, die er ausspäht, die Aussage seiner Arbeitgeber, es handle sich um Terroristen und Pädophile, genügt ihm vollkommen. Moralische Bedenken schiebt er beiseite, es wird schon einen Grund geben, weshalb sich seine Auftraggeber für diese Leute interessieren, er tut schließlich nur seine Arbeit. Selbst als ihm bewusst wird, dass seine Spionagetätigkeit das Todesurteil für einige der Zielpersonen bedeutet, macht er weiter. Er versteht sich alles schönzureden und bezieht sein Selbstwertgefühl ausschließlich über seine beruflichen Erfolge. Mit der Zeit beginnt er damit, sein Wissen für private Zwecke zu nutzen. Beispielsweise findet er heraus, dass seine Mutter ein Verhältnis hat und die drogensüchtige Schwester von einem älteren Mann wie eine Gefangene festgehalten wird. Erst als sein älterer Nachbar Noah ihn um Hilfe bittet, weil er von Unbekannten erpresst wird, begreift Siv, dass nicht jeder Ausspionierte tatsächlich ein Verbrecher ist, der es verdient hat, überwacht zu werden, und er versucht mithilfe seiner Kenntnisse Unheil von Noah abzuwenden, mit drastischen Konsequenzen für sein eigenes Leben.
„Schwachstellen“ ist ein packender und verstörender Roman über eine Welt, in der nichts geheim ist und die Sicherheit, in der Menschen sich hinter verschlossenen Türen wähnen, trügerisch ist. Gleichzeitig zeigt er, wie weit manche Menschen bereit sind zu gehen, um persönliche Vorteile zu erlangen. Ein dystopischer Roman, bei dem man sich fragt, wie viel davon schon heute Realität ist.