Rezension

Ein wunderbar leichtes Buch für genüssliche Lesestunden

Tal der Tausend Nebel - Noemi Jordan

Tal der Tausend Nebel
von Noemi Jordan

Noemi Jordan entführt mich in ihrem Roman auf die Inseln von Hawaii und erzählt zwei Liebesgeschichten, durch 100 Jahre getrennt, von zwei starken Frauen, die um ihre Liebe kämpfen.

Clementia Vogel, verwitweter Reedereibesitzergattin, reist auf dem Frachtschiff Bremen III mit ihrer 19-jährigen Tochter Elisa nach Kauai, Kawaii. Hier will sie nach dem Tod ihres Mannes Gerhard ein neues Leben beginnen und Elisa soll mit einem reichen Großgrundbesitzer verheiratet werden. Bei ihrer Ankunft müssen die Beiden wegen des hohen Wellenganges auf Boote umsteigen, die sie an Land bringen sollen. Dabei gerät Elisa ins Straucheln, fällt ins Wasser und wird von einem Hai angegriffen, der sie am Oberschenkel stark verletzt. Der Hawaiianer Kelii rettet ihr das Leben und beide werden Freunde, bis aus der Freundschaft Liebe wird, die aber sowohl von den  Hawaiianern als auch von den Weißen nicht geduldet wird. Der Leitspruch der Einheimischen lautet: Don´t mix the blood. Aber sie kämpfen um ihre Liebe.

Bereits im Prolog lerne ich Maja Kemper aus München mit hawaiianischen Wurzeln kennen, die in Nizza an einem internationalen Lehrerkongress teilnimmt. Hier lernt sie Keanu Kairipai aus Hanalei Bay, Kauai, kennen und fühlt sich vom ersten Augenblick an auf sonderbare Weise mit ihm verbunden. Aber Keanu ist verlobt und will seine Verlobte beim nächsten Jahreswechsel heiraten. Auch Maja lebt in München mit ihrem Freund Stefan zusammen, den sie heiraten will. Im Traum erscheint Maja das Gesicht einer jungen Frau, die im vorigen Jahrhundert auf Hawaii gelebt und gewirkt hat - Elisa...

 

Ich habe ein wunderbar leicht und flüssig geschriebenes Buch gelesen, das mich in eine andere Welt mitgenommen hat. Die Geschichte hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen, obwohl ich anfangs von der Figur der Maja etwas überrascht war und nicht so richtig etwas mit ihr anzufangen wusste. Aber das hat sich dann schnell geändert, und sie ist mir genau so ans Herz gewachsen wie Elisa. Allein durch die Beschreibungen von Land, Leuten und Fauna auf Hawaii habe ich mich beim Lesen in eine andere Welt zurückgezogen. Ich erfahre sehr viel über Rituale und Gedanken und die Ausbeutung der Einheimischen im Haus und auf den Plantagen durch die Zuwanderer. Die Beschreibungen der Stellung der Frau in dieser Zeit, die nur auf ihr Äußeres reduziert war, fand ich (genau wie Elisa damals schon) erschreckend. Ab 1893 wird die Geschichte von Elisa erzählt und ab 2010 erfahre ich dann von Maja. Schlussendlich finden die beiden Schicksale der starken Frauen zusammen.