Rezension

Eindringliches Buch, das auch in unsere Situation heute passt

Übertretung -

Übertretung
von Louise Kennedy

Bewertet mit 5 Sternen

Cushla lebt mit ihrer Mutter zusammen. Tagsüber arbeitet sie als Lehrerin einer Grundschule und abends hilft sie ihrem Bruder in seiner Bar. Das ist nicht immer angenehm. Oft sind es alkoholisierte Soldaten, die sie mit dummen Sprüchen aus der Reserve locken wollen. Im Jahr 1975 weitet sich der Krieg in Irland aus. Der zwischen Katholiken und Protestanten. Cushla mischt sich immer wieder ein, wenn sie Ungerechtigkeit sieht. Das ist gefährlich. Nicht nur für sie.

 

Der Konflikt in Irland war für mich weit weg. Es gab kein Internet und Facebook war noch längst nicht erfunden. „Übertretung“ las ich daher auch voller Entsetzen und Ungläubigkeit. Die Autorin gibt Einblick in unterschiedliche Situationen. Wie die Kinder damals unter dem Leben in einem „Ghetto“ litten oder wie sie weinten, wenn ihre Väter schwer verletzt von der Arbeit nach Hause kamen. Das geschah, wenn sie zuvor ein falsches Wort fallen ließen, dabei gehört und denunziert wurden, um im Anschluss von der Gegenseite zusammengeschlagen zu werden.

 

Die Autorin wuchs in Belfast auf. Weiß also aus erster Hand, was damals vor sich ging. Dieses Erstlingswerk von ihr passt sehr gut in das Heute bei uns. Wie kommt es, dass ein Land gespalten ist und wie können wir Menschen damit umgehen? Wie kann die Spirale der Gewalt und des Hasses, wenn auch nicht ganz abgeschaltet, zumindest aber abgeschwächt werden? Viele Fragen der Situation in Deutschland finden auch in diesem Roman Raum. Dass es sich so flüssig lesen lässt, liegt an der hervorragenden Übersetzung von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser.