Rezension

Eine junge Autorin, die ich mir merken werde

Kintsugi - Miku Sophie Kühmel

Kintsugi
von Miku Sophie Kühmel

Bewertet mit 5 Sternen

Max und Reik feiern ihre zwanzigjährige Beziehung. Dazu geladen haben sie nur ihren ältesten Freund Tonio und dessen Tochter Pega, die auch zwanzig Jahre alt ist. Im Wochenendhaus offenbaren sich Wünsche, Neuanfänge und Wahrheiten.

Miku Sophie Kühmel ist eine junge Autorin, die mit Kintsugi ihr Debut abgeliefert hat. Ein großartiges Kammerspiel. Zugegeben, ich musste Kintsugi erstmal googeln, um zu erfahren, was das überhaupt heißt. Kintsugi ist eine traditionelle japanische Reparaturmethode für Keramik. Anstatt den Fehler zu kaschieren, wird durch die Goldverbindung der Makel in der Keramik hervorgehoben. Genug mit der Klugscheißerei! Ich finde den Titel für den Roman grandios gewählt: Die Wertschätzung der Fehlerhaftigkeit. In vier Abschnitten erfährt der Leser die unterschiedliche Sicht der vier Protagonisten; über Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Dazwischen gibt es immer ein Gespräch der Vier, geschrieben wie ein Theaterstück. Mir hat das sehr gut gefallen; vor allem wie die Gefühle und Ansichten beschrieben werden, gerade wenn man bedenkt, dass die Autorin mit 28 Jahren über die Gefühle von Männern Mitte 40 schreibt. Eine Sprache, die mich abgeholt hat!

Im Klappentext heißt es: "Von der Gewissheit, dass im Unvollkommenen die Schönheit liegt. Und davon, dass es weitergeht. Wie immer geht es weiter."

Manchmal muss etwas kaputtgehen, damit man es reparieren kann, weil man da erst gemerkt hat, dass man es auf jeden Fall braucht und manchmal braucht man auch etwas Repariertes, um sich der Vergangenheit zu erinnern, um weiterzugehen. Ein grandioses Debut und eine Autorin, die ich mir auf jeden Fall merken werde.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 20. August 2019 um 07:32

Ah - gut, dass du darüber schreibst. Wäre an mir vorbeigegangen. Mal sehen, ob die Sophie auf die Longlist kommt. Heute erfahren wir es.

wandagreen kommentierte am 09. September 2019 um 10:08

Ah, das hat mir gar nicht gefallen. Ich fand es eintönig und langweilig. Diese "Theaterstücke" waren sprachlich völlig unglaubwürdig. Na ja, Geschmacksache. *Achselzucken*. Die Longlist für Kintsugi ist überambitioniert. Das einzige, was ich gut finde, ist die Idee. Nicht die Ausführung. Die benutzen Bilder waren oft schief.