Rezension

Licht und Schatten

Kintsugi - Miku Sophie Kühmel

Kintsugi
von Miku Sophie Kühmel

Bewertet mit 3 Sternen

Reik und Max sind seit nunmehr 20 Jahren ein Paar. Ihr Jubiläum wollen sie nicht groß feiern. Nur ihren besten Freund Tonio und seine Tochter Pega laden sie in ihr winterlich verträumtes Häuschen am See ein. Doch das Wochenende verläuft weniger harmonisch als erwartet.

Miku Sophie Kühmel hat sich wirklich viel Mühe beim Hintergrund ihrer Figuren gegeben. Man steigt jeweils direkt tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der vier Hauptfiguren ein. Das in Verbindung mit der ruhigen Erzählweise und hübschen Sprache hat mir erst gut gefallen, mich aber irgendwann gelangweilt. Der Hintergrund ist gelungen, nur in der Umsetzung war es quasi immer wieder das Gleiche. Sprachlich ließen sich die Figuren nicht unterscheiden. Die gerade erst 20 Jährige Studentin klang wie der eigene Künstler um die 40, klang wie der brummige Vater, der einen neuen Lebensabschnitt beginnt. Es ist unglaublich schade um die definierten Hintergründe, wenn man von der Verschiedenheit sprachlich nichts merkt. Gerade bei so unterschiedlichen Personal.

Je weiter die Geschichte voranschritt, desto öfter habe ich mich über manche Handlungen der Figuren gewundert. Besonders Pega blieb mir fremd. Und was mich zusätzlich gestört und immer wieder aus der Geschichte geworfen hat, waren die Drama-Sequenzen, wenn alle Figuren sich aktuell unterhalten haben und nicht in ihrer eigenen Gedankenwelt feststecken. Der Stilbruch war zwar zum Glück selten aber mE vollkommen unnötig. Es wirkte kalt, distanziert und seltsam gestelzt.

Ich mochte den tiefen Einblick, den wir in die Köpfe unsere vier Freunde bekommen. Auch ihre besondere Lebenssituation gefiel mir: Der alleinerziehende Vater und seine gerade erwachsen gewordene Tochter, die lange sein gesamter Lebensinhalt war. Das schwule Paar aus Uniprofessor und erfolgreichem Künstler, das als Musterbeispiel für eine gelungene Beziehung gilt, bei dem es unter der Oberfläche aber nicht so perfekt ist wie es scheint. Gerade Reik und Max gefielen mir. Wie sie übereinander denken, wie sie die Jahre ihrer Beziehung erlebt haben. Auf Pega hätte ich tatsächlich verzichten können. Allein aufgrund ihres Alters hat sie mE nicht allzu viel Sinnvolles zur Geschichte beizutragen, was dazu führt, dass ihre Kindheit und die Erinnerungen der Männer an sie als Kind komplett überhöht werden.

Viel Licht und Schatten also bei diesem Roman. Einerseits eine absolut ruhige und tiefgehende Erzählung in wundervollen wie simplen Setting. Andererseits die Gefahr der Eintönigkeit und ein paar störende Brüche in Handlung und Stil. Für mich daher leider nicht das Highlight, dass ich mir erhofft habe.

Kommentare

Emswashed kommentierte am 15. September 2019 um 10:46

Und, passiert irgendetwas an diesem Wochenende? Gibt es einen Höhepunkt oder überraschende Wendung?

katzenminze kommentierte am 15. September 2019 um 11:10

Es gibt eine überraschende Wendung auf die das alles irgendwie hinausläuft. Und eine weniger überraschende. Als Höhepunkt, finde ich, kann man allerdings nichts wirklich bezeichnen.