Rezension

Eine Lady boxt sich durch

Die königliche Spionin - Rhys Bowen

Die königliche Spionin
von Rhys Bowen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Lady Georgiana, genannt Georgie, langweilt sich auf ihrem schottischen Familienschloss Jahre zu Tode: Dem Adel geht es in den 1930er Jahren nicht besonders gut, nach ihrer Ballsaison hat sich kein passender Verehrer gefunden und wirklich etwas zu tun gibt es für sie in Schottland auch nicht. Noch dazu ist ihre Familie pleite und ihre ungeliebte Schwägerin lässt keine Gelegenheit dazu aus, sie zu triezen. Doch Georgie ist in direkter Linie mit dem britischen Königshaus verwandt und flüchtet deshalb in das Londoner Stadthaus ihrer Familie, um einem erneuten Verkupplungsversuch zu entgehen. Doch ohne Geld wird es schwer in der Hauptstadt den Schein der adligen Lady aufrechtzuerhalten. Doch dann erhält sie einen Auftrag von der Queen persönlich, die sie als Spionin zur Überwachung des Privatlebens des Thronfolgers beauftragt. Doch schnell gerät Georgie in eigene Schwierigkeiten, kleinere „Unfälle“ mehren sich auf auffällige Art und Weise und eines Tages findet sie einen toten ausländischen Geschäftsmann in ihrer Badewanne…

„Die königliche Spionin“ ist der erste Band von Rhys Bowens Cosy Crime-Reihe „Im Auftrag Ihrer Majestät“. Lady Georgie, alle weiteren Figuren aber auch das Leben als adeliges Fräulein im Großbritannien der 30er Jahre werden hier erst eingeführt und viele Hintergrundgeschichten erzählt, was einen sehr guten Einstieg in die Reihe bietet.

Da das Buch dem Genre des Cosy Crimes zugeordnet ist habe ich keine zu steile Spannungskurve erwartet, war an der ein oder anderen Stelle dann aber doch etwas überrascht über kurze aufregende Momente und die ein oder andere Überraschung. Manches kommt ziemlich plötzlich während sich andere Geschehnisse – wie z.B. auch das Ende – sehr vorhersehbar entwickeln. Was mir aber sehr gut gefallen hat war der englische Charme, der durchgehend transportiert werden konnte und die ein oder andere Situationskomik, die mich zum Schmunzeln gebracht hat.

Toll und individuell, wenn auch bewusst überzeichnet sind die Figuren. Lady Georgie ist eine taffe und mutige junge Frau, insbesondere wenn man sie ins Jahr 1932 verortet. Für die damalige Zeit war sie – trotz einiger Vorstellungen, die für uns heutzutage überkommen und naiv wirken – eine selbstbewusste und eigenständige Persönlichkeit. Aber auch Belindas Spitzfindigkeit oder Darcys Ideenreichtum wurden passend dargestellt, beide Charaktere sind mir ans Herz gewachsen.

Insgesamt ist „Die königliche Spionin“ ein nettes Buch, das sich sehr angenehm lesen lässt. Die Story ist locker und leicht und somit kann man dem Geschehen leicht folgen und sich ins England der dreißiger Jahre entführen lassen.