Rezension

Überraschend gut und dennoch anders als gedacht!

Die königliche Spionin - Rhys Bowen

Die königliche Spionin
von Rhys Bowen

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist 1932. Wir befinden uns in London und begleiten die schottische Lady Georgiana, eine junge, intelligente und loyale Frau. Sie ist eine sehr sympathische Protagonistin, einerseits royal und an die Etikette gebunden, andererseits auch nur ein Mensch, der nicht fehlerfrei ist. Das macht sie interessant und es ist angenehm ihr durch die Geschichte zu folgen. Ich mag die Verschmelzung von Realität und Fiktion. So treffen wir auf diverse royale Persönlichkeiten, wie beispielsweise den späteren König Eduard VIII und seine große Liebe Wallis Simpson. 

Der Cosy Crime ist erwartungsgemäß ruhig erzählt. Lady Georgiana führt uns langsam in die Geschichte und in ihre Welt ein. Es wird keinen Wert auf die strikte detektivische Aufklärung gerichtet, vielmehr wird bildhaft dargestellt, welche Menschen sich in Lady Georgianas Leben befinden, welche Beziehung sie zueinander unterhalten und es wird auch über Lady Georgianas Leben abseits des Mordes, den es aufzuklären gilt, erzählt. Eine interessante Mischung mit einem flüssigen Schreibstil, der mir gut gefallen hat. Zudem hat sich die Autorin an ihren Plot gehalten und es durch diverse Schlenker geschafft, andere kleinere Schauplätze und Geschichten einzubauen und anschließend mit Leichtigkeit zurück zum Plot zu führen.

Der Charakter der Protagonistin ist authentisch ausgearbeitet, auch, wenn sie keine großartige Entwicklung durchmacht. Sie bleibt sich treu und ist eine starke Frau, die sich abseits ihrer royalen Herkunft behaupten muss, insbesondere was die Sicherstellung ihres Lebensunterhalts angeht. Die Hauptcharaktere sind bunt gemischt und von sympathisch bis illoyal ist alles dabei. Insbesondere die Nebenrolle des scheinbar arbeitsmüden Inspektors hat mich zum Schmunzeln gebracht. Zu seiner Ermittlungs- und  Vernehmungstaktik gehören seichte Provokation, Verschlossenheit und Sarkasmus mit leichtem Hang zum Humor. Über ihn hätte ich allzu gerne mehr gelesen. 

Der Roman war überraschend gut und dennoch anders als gedacht: Der Titel ist meiner Ansicht nach leicht irreführend. Ich bin davon ausgegangen, dass das Hauptaugenmerk auf die Spionage für die Königin gerichtet und in irgendeiner Weise mit dem Mord verknüpft ist. Dem ist aber nicht so. Natürlich „spioniert“ Lady Georgie beiläufig für die Königin, was aber eher einer subjektiven Beobachtung gleicht. Und zwar erst ziemlich weit fortgeschritten in der Geschichte. Das Ergebnis war mit einem Satz zu erklären! Es war weder spannend noch interessant! Die Spannung findet man eher in Bezug auf Lady Georgies Misere. 

Hie und da gab es ein paar Tipp- bzw. Rechtschreibfehler, die den Lesefluss allerdings nicht allzu sehr störten.

Ich finde, dass man dieser Buchreihe eine Chance geben sollte. Dieses Werk ist mein erster Roman der Schriftstellerin, es werden mit Sicherheit noch weitere Bücher folgen. Ich kann dieses eBook weiterempfehlen!