Rezension

Eine unglaubliche Geschichte

Romeos Tod -

Romeos Tod
von Sabine Thiesler

Bewertet mit 5 Sternen

Mona Russo ist nach 10 Jahren aus dem Knast entlassen worden. In einem Zug, der dann nicht fährt, lernt sie die ehemalige Gymnasiallehrerin Dorothea Jespik kennen, die auf dem Weg zu ihrem Sohn ist. Schauspieler Jan Jespik, einerseits genial, andererseits sehr schwierig und exzentrisch, gibt den Hamlet auf einer kleinen Provinzbühne in der Nähe von München. Mona, die Doro begleitet, und Jan sehen sich nach der Premiere an und der Blitz schlägt wie aus heiterem Himmel ein. Ihm erzählt Mona auch ihre bewegende Lebensgeschichte. Wahrscheinlich ist ihr Ex-Mann Vincenzo zurück nach Italien gegangen und hat ihre beiden Kinder Leo und Lena mitgenommen. Jan, den die Geschichte so verstört hat, schwört, seine neue große Liebe Mona zu rächen. Er, der wie der Lenz von Georg Büchner, den zu spielen er ein Angebot bekommen hat, selbst dem Wahnsinn verfallen scheint, steht jeden Abend auf der Bühne, während Mona mit seiner Mutter in Florenz nach ihrem Ex-Mann und ihren Kindern sucht. Dann reist auch Jan in die Toskana...

 

Aufgeteilt in drei Teile mit kurzen Kapiteln, die dazu verleiten immer noch eins und noch eins zu lesen, und sich dadurch die Spannung ins unermessliche steigert, habe ich mal wieder eine Nacht durch gelesen. Ich konnte und wollte einfach nicht glauben, wo mich diese Geschichte hin führt. Wie manipulativ und gerissen kann man sein, um mit „seiner Wahrheit“ so umzugehen.

Sabine Thiesler nimmt mich mit auf eine Reise einerseits in die Welt des Theaters, wo ein Schauspieler sein Innerstes nach außen kehrt und damit sein Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Der aber sich selbst immer mehr zu verlieren scheint und langsam dem Irrsinn verfällt. Beim Lesen hatte ich immer wieder Klaus Kinski vor Augen, dem er Wahnsinn, wie mir damals schien, manches Mal aus seinen Augen stach. Dann reise ich mit Mona und Dorothea nach Italien auf der Suche nach einem Mann und zwei Kindern.

Sabine Thieslers Erzählstil ist wie immer flüssig und leicht zu lesen. Sie offenbart in dieser Geschichte mal wieder die Abgründe der menschliche Seele. Ich liebe es den Menschen, denen ich hier begegne hinter die Fassade zu schauen. Habe aber erst recht spät gemerkt, dass ich mich diesmal habe sehr leicht hinters Licht und in die Irre führen lassen.

Ich kann die hintergründige Spannung regelrecht greifen, die von Anfang an sehr hoch gesetzt ist. Und ich war entsetzt und wie vor den Kopf geschlagen von dem, was sich mir dann offenbart und vom Ausgang der Geschichte.

Das Setting in der Toskana und das italienische Flair hat die Autorin auch diesmal mit malerischen Details sehr gut in Szene gesetzt. Ich wäre gerne noch länger in dem kleinen Haus am Berg geblieben.

 

Auch dieses Buch von Sabine Thiesler hat mich ab der ersten Seite gepackt und bis zum bitteren Ende gefesselt und nicht mehr losgelassen. Absolut empfehlenswert!