Rezension

Einsiedlerinnen - Menschen und Spinnen

Der Zorn der Einsiedlerin - Fred Vargas

Der Zorn der Einsiedlerin
von Fred Vargas

Kommissar Adamsberg wird dringend gerufen, um einen Fall zu lösen. Das gelingt ihm wie so oft mit Intuition und genauer Beobachtung. Viel mehr interessieren ihn aber die Ereignisse, die ein Kollege im Internet verfolgt: Mehrere alte Männer sind am Biss einer Einsiedlerspinne gestorben. Aber das ist doch gar nicht möglich, denn ihr Gift ist ja nicht tödlich... Solche Widersprüche lassen Adamsberg keine Ruhe, und er beginnt mit inoffiziellen Ermittlungen. Dabei stellt sich heraus, dass sich zwei Opfer schon seit ihrer Kinderzeit in einem Waisenhaus kannten. Dort gehörten sie einer Bande an, die andere Kinder terrorisierten. Es gibt Grund genug, sich an ihnen zu rächen. War es also vielleicht Mord? Warum so viele Jahre später? Wer ist der Mörder? Und wie konnte das Spinnengift zum Tod führen?

Ein verwickelter Fall also, der alle Fähigkeiten von Adamsberg fordert. Er ist nicht der analytische Denker, sondern er stochert gern im Nebel, und das mit großem Erfolg. Vargas hat hier einen ganz besonderen Ermittler geschafften - und sie ist ohnehin hervorragend in der Charakterisierung ihrer Protagonisten: Alle Ermittler haben ihre besondere Persönlichkeit, und als Fan ihrer Krimis freue ich mich immer, Danglard, Veyrenc, Retancourt, Froissy und die weiteren Kollegen wiederzutreffen. Neben dem jeweiligen Fall ist es auch jedes Mal spannend zu beobachten, wer von ihnen sich ein Stück weiterentwickelt.

In diesem Fall habe ich noch vor Adamsberg geahnt, wer wohl hinter den Morden steckt und warum. Diesmal hat Vargas zahlreiche Hinweise eingestreut. Aber es bleibt spannend zu sehen, wie die Ermittler sich langsam nach mehreren Fehlschlägen der Lösung nähern - wie der Seefahrer Magellan, der die von ihm gesuchte Passage auch erst nach Umwegen fand. Magellan, mittelalterliche und neuzeitliche Einsiedlerinnen, Spinnen; wie so oft baut die gelernte Historikerin und Archäologin Vargas Kenntnisse in ihre Krimis ein. Der Fall selbst, die Personen, die Hintergründe: Vargas bietet viel. Auch dieser Krimi brachte mir wieder Lesefreude.