Rezension

Emotionale Familiengeschichte zwischen Indien und England

Die Mitternachtsrose - Lucinda Riley

Die Mitternachtsrose
von Lucinda Riley

Inhalt:
An ihrem 100. Geburtstag im Jahre 2000 beschließt die Inderin Anahita ihrem Urenkel Ari das Geheimnis ihrer Vergangenheit an zu vertrauen. Er soll sich auf die Suche nach der Wahrheit über ihren Sohn machen, der angeblich mit knapp 3 Jahren verstorben ist. Anahita aber spürt, dass ihr Sohn noch lebt.
Ari, der ein viel beschäftigter Geschäftsmann ist, vergisst die Bitte seine Großmutter schnell wieder, denn andere Dinge sind zur Zeit einfach wichtiger für ihn. Erst im Jahr 2011, als seine Großmutter schon eine ganze Weile verstorben ist, erinnert er sich an seinen Auftrag und begibt sich auf die Reise in die Vergangenheit. 
Diese führt ihn auf das alte Anwesen Astbury Hall in England, auf diesem er auf die hübsche amerikanische Schauspielerin Rebecca trifft, die zur Zeit für einen Film in dem alten Herrenhaus spielt. 
Auch Rebecca wird von den Geheimnissen der Familie in den Bann gezogen, denn sie sieht der Großmutter des Hausherren Anthony zum verwechseln ähnlich.
Von Ari erhält sie die Briefe, die Anahita an ihren Sohn geschrieben hat und erfährt nun auch ihre ganze Geschichte.
Gemeinsam mit Ari versucht sie Vergangenheit und Gegenwart zusammen zu knüpfen.
Persönliche Meinung:
Gerade eben habe ich dieses Buch beendet und bin noch immer tief betroffen von der Geschichte.
"Die Mitternachtsrose" ist eine so packende und bewegende Geschichte, dass sie einfach nicht spurlos an einem vorbei geht.
Lucinda Riley hat einen unglaublich tollen Schreibstil. Schon in meinem ersten Buch von ihr (Der Engelsbaum) fiel mir auf, dass sie es schafft, den Leser in die Geschichte hinein zu ziehen. Und so war es auch hier. Ich hatte das Gefühl, auch auf Astbury Hall oder in Indien zu sein. Alles kann man sich bildlich vorstellen und selbst die Gerüche ziehen in die Nase. Das ist nicht möglich? Dachte ich auch!
An dieser Tatsache merkt man, dass die Autorin selbst vor Ort war und auch, dass in diese Geschichte Teile ihrer eigenen Vergangenheit einfließen. Denn alles mit sehr viel Liebe zum Detail beschrieben.
Die Geschichte spielt auch wieder teilweise in der Gegenwart und teilweise in der Vergangenheit. Wir beginnen im Jahre 2000, als Anahita in Indien ihren 100. Geburtstag feiert. Dort beauftragt sie ihren Urenkel Ari mit der Suche nach ihrem tot geglaubten Sohn. Diese Suche nimmt Ari aber erst im Jahre 2011 auf und reist nach England auf das Anwesen Astbury Hall. Dort wird genau zu der Zeit ein historischer Film gedreht, weswegen auch die Amerikanerin Rebecca dort ist. 
Die Geschichte der Vergangenheit beginnt in Indien 1911 in Anahitas Kindheit. Wir erleben hier in den Rückblenden, die sie als Briefe an ihren Sohn verfasst hat, ihre Lebensgeschichte.
Diese ist so verzwickt, dass ich am Anfang des Buches einen Zettel brauchte um mir einen Familienstammbaum darauf zu zeichnen. Die ersten 200 bis 250 Seiten kam ich auch nur langsam in dem Buch voran. Nicht weil es schlecht war oder langweilig, ganz im Gegenteil. Es war einfach nur so viel und ich konnte es nicht so schnell verarbeiten und sortieren. Mit meinem kleinen Stammbaum ging es dann besser und irgendwann brauchte ich diese Hilfe auch nicht mehr. Mein Namensgedächtnis ist einfach sehr schwach, was bei Familiengeschichten echt ein Nachteil sein kann.
Anahita hat ein sehr turbulentes Leben geführt. Sie hat schon als junges Mädchen viel durch gemacht und ich habe mich oft gefragt, ob ich so stark gewesen wäre, das alles zu schaffen und dann auch noch 100 Jahre alt zu werden. Ich finde ihren Charakter bewundernswert und habe ihre Kapitel am liebsten gelesen. Ach was sag ich. Ich habe ihre Kapitel regelrecht in mich aufgesogen.
Um so weiter man liest, um so mehr fügt sich natürlich alles zusammen. Und die letzten 100 Seiten waren so bewegend, dass ich mehr als einmal Tränen in den Augen hatte. Auch gab es immer wieder Wendungen, mit denen ich absolut nicht gerechnet habe. Manche Vorahnungen haben sich erfüllt und manche kamen so anders, dass ich wirklich erstaunt war.
Neben Anahitas Lebensgeschichte gibt es auch noch einen Handlungsstrang in der Gegenwart, der sich nicht auf die Geschichte in der Vergangenheit bezieht. Die Amerikanerin Rebecca hat es auch nicht so einfach, wie man meinen mag und auch ihr Leben und ihre Zukunft machen einen Teil der Geschichte aus.
Rebecca hat mir als Charakter auch gut gefallen, doch an Anahita kommt für mich einfach nichts ran.
Dennoch gibt es keinen Charakter, den ich nicht mochte oder überflüssig fand. Alles sind gut ausgearbeitet.
Als letztes möchte ich auch noch sagen, dass dieses Buch einfach ein großartiges Cover hat. Es passt so gut zur Geschichte und die ganze Atmosphäre spiegelt sich auch in dem Cover wieder. Einfach wundervoll gestaltet und es verdient ein großes Lob.
Fazit und Bewertung:
"Die Mitternachtsrose" ist für mich eine ganz besondere Familiengeschichte. Sie hat viele Emotionen in mir ausgelöst und mich lachen und weinen lassen. Ich habe bis zum Ende mit gefiebert.
Lucinda Riley ist eine großartige Autorin, die es schafft, den Leser in die Geschichte zu ziehen und alles durch die Augen der Protagonisten sehen zu lassen.
Ich kann dieses Buch absolut empfehlen und rate zu einer Packung Taschentücher beim lesen.