Rezension

Erschreckend realistischer Klimathriller mit Suchtpotenzial

Dürre -

Dürre
von Uwe Laub

Bewertet mit 5 Sternen

Ein schmuddeliger Kassenbon, eine geniale Idee und zwei nerdige Programmierer…

… bilden in „Dürre“ von Uwe Laub den Ausgangspunkt einer spannenden Geschichte um die Frage, welches Gut – die Rettung des Planeten oder die Wahrung der Persönlichkeitsrechte – in akuten Krisensituationen höher zu bewerten ist.

Dabei gelingt es dem Autor durch die vielen aktuellen Bezüge zu den gegenwärtigen Folgen des Klimawandels, der Coronapandemie und der Diskussion um Datenschutz und -sicherheit eine sehr realistische Rahmenhandlung zu beschreiben, mit der die verschiedenen fiktionalen Elemente nachvollziehbar verwoben werden.

So gelingt dem jungen Informatikstudenten Alex Baumgart das, wovon viele Menschen heimlich träumen: Durch Zufall hat er die Idee zu einer App, die aktiv dem Klimawandel entgegenwirken kann, indem der CO2-Verbrauch individuell bestimmt, kontrolliert und letztendlich staatlich gemaßregelt werden kann. Gemeinsam mit seinem Freund und Kommilitonen Tom Valcke gelingt es ihm bereits nach kurzer Zeit seine zukunftsverändernde Idee umzusetzen und diese erfolgreich dem EU-Präsidium zu präsentieren. Eigentlich zu schön, um wahr zu sein, wären da nicht die versteckten – nicht ganz so altruistischen - Interessen unter der Oberfläche, die nach und nach offenbar werden und dramatische Entwicklungen vermuten lassen.

Einige Jahre später wird deutlich, dass die Folgen des Klimawandels das Leben der Menschen soweit einschränken, dass die neue Gesellschaftsordnung auf die Funktionen der von Alex und Tom entwickelten App „Aequitas“ angewiesen sind: Die App ermittelt den persönlichen Schadstoffausstoß und wirkt auf dessen Grundlage belohnend oder reglementierend. Insofern trägt sie wesentlich zu einer veränderten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung bei, in der Überwachung und Korruption an der Tagesordnung stehen.

Am Beispiel der Geschichte des jungen Landwirts Julian, der durch Zufall das Misstrauen der staatlichen Behörde ACON auf sich zieht, und seiner Schwester Leni wird erschreckend deutlich, wie leicht man durch eine derartige App zu einem gläsernen Menschen werden kann und wie schwer es ist, einmal aufgegebene Freiheit wieder zurück zu gewinnen. Außerdem wird auch die Frage, wie Recht und Unrecht in Krisensituationen zu bewerten sind, in diesem Zusammenhang aufgeworfen.

Neben den inhaltlichen Aspekten war dieser Thriller auch stilistisch ein Lesegenuss für mich – erzeugt durch das zunehmende Erzähltempo und die schnellen Szenarienwechsel, sodass „Dürre“ gegen Ende zu einem richtigen Pageturner wird.

Ich danke Uwe Laub und lovelybooks für dieses spannende Rezensionsexemplar.