Rezension

erschütternd und bewegend

Der Zug der Waisen - Christina Baker Kline

Der Zug der Waisen
von Christina Baker Kline

Die 91jährige Vivian stellt die 17jährige Molly ein, um ihr zu helfen, den Speicher auszumisten. Vivian erzählt Molly von ihrer Kindheit, als sie im sogenannten Waisenzug von New York in den Mittleren Westen der USA kam, um dort "vermittelt" zu werden. Lieblosigkeit und harte Arbeit prägten ihre Jugend. Molly, selbst ein Pflegekind, ist tief berührt von Vivians Bericht. Zwischen der alten Frau und dem jungen Mädchen entsteht eine Freundschaft.

Dieses Buch ist ein Roman, aber das, worüber berichtet wird, ist eine Tatsache. Über 200.000 Kinder wurden über eine "wohltätige" Organisation in den Straßen von New York eingesammelt und im Mittleren Westen der USA an Pflegeeltern gegeben. Manchen von ihnen hatten ein gutes Leben, aber viele wurden als kostenlose Hilfskraft ausgenutzt. Vielleicht ist das Leben eines dieser Kinder genau so verlaufen wie Vivians. Durch einen Brand verliert sie ihre Familie und erlebt bei verschiedenen Pflegefamilien, wie grausam die Menschen sein können. Harte Arbeit, Einsamkeit und Hunger prägen die ersten Jahre in den Pflegefamilien. Als es dann endlich aufwärts geht, schlägt das Schicksal erneut zu. Man kann Vivian nur bewundern, wie sie immer wieder nach vorne schaut und mit ihr leiden, wenn das Leben ihr wieder einen Verlust beschwert. Ich habe so manche Träne vergossen bei der Lektüre. Das ist keine leichte Kost, aber tief berührend, lebendig geschildert und lebensnah, daher 100%ige Leseempfehlung.