Rezension

Bewegendes Schicksal

Der Zug der Waisen - Christina Baker Kline

Der Zug der Waisen
von Christina Baker Kline

Bewertet mit 5 Sternen

Die 17-jährige Molly, ein ungeliebtes und unglückliches Pflegekind, wurde wegen eines geringen Vergehens zu 50 Sozialstunden verurteilt und soll nun der 91-jährigen Vivian helfen ihren Dachboden zu entrümpeln. 
Die alte Dame kann sich gut in die junge Rebellin hineinversetzen, denn sie selbst wurde als achtjährige zur Waise und mit den sogenannten "Orphan Trains" von New York in den mittleren Westen gebracht um dort von ihren Pflegefamilien wie eine Sklavin ausgebeutet zu werden. 
Dieses Schicksal teilte sie mit vielen tausend Kindern, die im Laufe von mehreren Jahrzehnten bis in die 1930er Jahre auf diese Weise entwurzelt wurden.
Mit jedem Karton, den Molly auspackt, erinnert sich Vivian an die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit, den Kampf ums Überleben, aber auch an Momente des Glücks und der Zufriedenheit.
Mit jeder Erinnerung, die Vivian mit dem jungen, unglücklichen Mädchen teilt, wird dieses reifer und ausgeglichener.
Auch wenn Jahrzehnte zwischen den Schicksalen von Vivian und Molly liegen, sind sie sich doch sehr ähnlich. Beide wurden im gleichen Alter zu Waisen und haben intensive Erinnerungen an ihre Eltern, die selber am Leben verzweifelt sind. 
Beide müssen eine Odyssee durch verschiedenste ungeeignete Pflegefamilien über sich ergehen lassen und entwickeln sich doch zu starken Persönlichkeiten.
Fazit:
Ein bewegendes Buch, das in zwei verschiedenen Zeitebenen spielt.
Besonders die historischen Ereignisse gehen dem Leser sehr nah. Es ist heutzutage kaum vorstellbar, welche physischen und psychischen Leiden diese Kinder durchleben mussten. 
Der Roman ist packend und lebendig geschrieben und man kann das Buch kaum aus der Hand legen.