Rezension

Es liest sich wie ein Film - großartig, spannend, mitreißend, sehr emotional - Lesehighlight

Savannah – Aufbruch in eine neue Welt -

Savannah – Aufbruch in eine neue Welt
von Malou Wilke

Bewertet mit 5 Sternen

Ungewollt schwanger wird Nellie Bernstein vom eigenen Vater verstoßen und sucht Unterschlupf bei ihren Verwandten. Doch auch hier findet sie keine dauerhafte Bleibe und gemeinsam mit ihrem neuen Ziehvater schließt sie sich dem Sozialreformer James Oglethorpe bei seiner Schiffsreise nach Amerika an, der eine neue Kolonie in Savannah gründen will.

In 4 Teilen und dem Zeitraum von 1732-1739 erlebt man nach und nach die ersten Eindrücke um die Geschehnisse von Nellie in Preußen, ihre mühsame Flucht zu ihren Verwandten, die entbehrungsreiche Schiffsreise in ein Land, das allen Reisenden völlig fremd ist und eine große Herausforderung darstellt.
Von der ersten bis zur letzten Seite verschlingt man diesen wundervollen Roman, in dem viele historische Details einfließen und faszinierend von der neuen Besiedelung Georgias durch Vertriebene Auswanderer erzählt.

All die neuen Eindrücke in der neuen Heimat, die beeindruckende wilde Landschaft, die Macht und Vielfalt der Natur, in der sie versuchen müssen in Harmonie und Einklang zu leben ebenso wie mit dem dort bereits lebenden Indianerstamm der Yamacraw, von denen sie eine Menge lernen haben mich total fasziniert und trotz des Umfangs des Buches gab es keine Längen.

Die Autorin schafft es, sämtliche Bilder im Kopf entstehen zu lassen, in die Geschichte einzutauchen und das Gefühl zu haben, selbst ein Teil davon zu sein. Es gibt viele Schicksalsschläge, emotionale Momente, es zerreißt einem stellenweise das Herz. Gleichzeitig kann man aber auch eine Menge lachen, besondere Freundschaften erleben, der Spannungsbogen hält durchgehend an, es gibt immer neue Ereignisse und Wendungen aber auch tolle romantische Augenblicke und sogar ganz leichte christliche Aspekte, die aber nicht aufdringlich sind, sondern wie ein Hoffnungsschimmer und Anker wirken.

Gegenseitige Hilfe, aber auch erste Streitigkeiten und die Versuche, das Verbot von Sklaverei und Alkohol zu umgehen sorgen für zusätzlichen Spannungsfaktor, ebenso wie Standesunterschiede, die bei einigen Personen so stark ausgeprägt sind, dass es hier immer wieder zu Reibereien kommt.

Mit Nellie zeichnet die Autorin eine junge, mutige Frau, der das Schicksal schlimm mitgespielt hat und die dennoch in sich ruhend immer positiv bleibt, selbst wenn die Rückschläge und Verluste noch so heftig sind. Dadurch ist sie in der neuen Kolonie eine Stütze für all die Menschen, die vor lauter Verzweiflung aufgeben wollen, aber auch für ihre Freunde, für die sie wie ein Fels in der Brandung ist.

Es ist wirklich ein Lesegenuss, für mich auch ein Lesehighlight, weil es einfach so authentisch, mitreißend und bewegend geschrieben ist und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, die wir im Herbst erwarten dürfen.