Rezension

Etwas ganz Besonderes

Das Geheimnis der Eulerschen Formel - Yoko Ogawa

Das Geheimnis der Eulerschen Formel
von Yoko Ogawa

Der Hauptcharakter ist ein Mathematikprofessor, der nach einem Autounfall nur noch ein Kurzzeitgedächtnis von 80 Minuten hat. Sobald diese 80 Minuten vorbei sind, erinnert er sich an nichts mehr, was seit seinem Unfall passiert ist. Um sich selbst und seinen Mitmenschen das Leben zu erleichtern, hat er überall an seinem Anzug kleine Zettel befestigt: "80 Minuten Gedächtnis" steht auf einem, "neue Haushälterin" auf einem anderen.

Seine Haushälterinnen wechseln ständig, kaum eine kommt mit den ungewöhnlichen Anforderungen zurecht. Doch mit der Einstellung von Nummer 10 ändert sich alles - sie lässt sich auf den Professor ein, öffnet sich für die ihr völlig fremde Welt der Mathematik. Und als sie eines Tages ihren Sohn mitbringt, verändert sich auch das Leben des Professors.

Es ist ein stilles Buch, sprachlich wunderschön geschrieben und voller außergewöhnlicher Charaktere, die mir schnell ans Herz gewachsen sind. Ich bin begeistert von dem Talent der Autorin, ein Buch zu schreiben, das mit Recht literarisch genannt werden kann und das sich doch mit dem sonst oft so trockenen Thema der Mathematik befasst. Im Verlauf des Buches begegnet der Leser gemeinsam mit der Haushälterin immer neuen mathematischen Rätseln. Dazu braucht man kein großes mathematisches Wissen mitzubringen - obwohl es schon Spaß macht den einzelnen Lektionen zu folgen. Am Anfang bin ich noch ganz gut mitgekommen, habe sogar einiges Neues gelernt. Ich weiß jetzt zum Beispiel, was vollkommene Zahlen sind. Etwa nach der Hälfte des Buches habe ich das Nachrechnen hauptsächlich aus Zeitmangel aufgegeben, aber das hat meinem Lesevergnügen bei weitem keinen Abbruch getan.

Auf dieses Buch sollte man sich einlassen, wenn man Lust auf etwas Besonderes hat. Ich habe es auf jeden Fall nicht eine Sekunde lang bereut.